Bei geringer und mäßiger Krankheitsaktivität sind Aminosalicylate (ASA), wie Sulfasalazin
oder Mesalazin, auch heute noch der erste Schritt der medikamentösen Induktionstherapie
akuter Schübe einer Colitis ulcerosa. Im Vergleich zu Sulfasalazin hat sich Mesalazin
allerdings in den meisten Vergleichsstudien als überlegen erwiesen. Mesalazin ist
außerdem wirksam in der remissionserhaltenden Langzeittherapie. Dies spiegelt sich
auch in einer aktuellen Praxiserhebung [1] wider: Demnach erhalten etwa 70% der Patienten mit Colitis ulcerosa Mesalazin allein
oder in Kombination mit Steroiden.
Auch in Kombination mit Immunsuppressiva und TNF-alpha-Blockern bei schweren Erkrankungsformen
behält Mesalazin seinen Stellenwert, betonte Dr. Stefanie Howaldt, Hamburg. Hohe Dosen
von Mesalazin scheinen in Induktion und remissionserhaltender Therapie besser wirksam
zu sein, fügte Prof. Stefan Schreiber, Kiel, hinzu. Für die Patienten bedeutet dies,
dass sie über einen langen Zeitraum viele Tabletten einnehmen müssen - verteilt auf
morgens, mittags und abends.
Die Basistherapie optimieren
Die Basistherapie optimieren
Zu Beginn einer Behandlung funktioniert dies in der Regel auch ganz gut. Ist die Akutphase
allerdings überstanden, lässt die Therapietreue vieler Patienten rasch erheblich nach.
Immerhin 50-60% der Patienten nehmen die Aminosalicylate unvollständig und bis zu
10% sogar überhaupt nicht ein, unterstrich Prof. Wolfgang Kruis, Köln. Dies jedoch
gefährdet den Therapieerfolg erheblich: So hielt die Remission bei 89% der Patienten
über 36 Monate an, die ihre Medikamente regelmäßig und korrekt einnahmen, während
nur 39% der weniger zuverlässigen Patienten noch nach drei Jahren in Remission waren
[4].
Neben diesem Complianceproblem durch die hohe Zahl von Tabletten haben die bisherigen
Galeniken (Mikroverkapselung, pH-modifizierte Freisetzung) eine weitere Schwäche:
Sie können nicht sicherstellen, dass der Wirkstoff im Dickdarm freigesetzt wird. MMX-Mesalazin
(Mezavant®) setzt an diesen zwei Nachteilen an. So enthält eine Tablette die vergleichsweise
hohe Menge von 1,2 g Mesalazin. Damit kann die gesamte Tagesdosis von 2,4 g bereits
mit zwei Tabletten einmal täglich appliziert werden. Zudem optimiert die neue Galenik
die gezielte Applikation im Dickdarm.
Der Wirkstoff befindet sich in einem Matrix-Polymer mit hydrophilen und lipophilen
Anteilen, welches mit einem säurefesten Überzug ummantelt ist. Dieser löst sich erst
bei einem pH-Wert von 7 auf, also im terminalen Ileum. Dann saugt sich die hydrophile
Matrix wie ein Schwamm voll, und es bildet sich eine visköse Gelmasse, aus der 5-ASA
verzögert ins Dickdarmlumen freigesetzt wird. Während der weiteren Kolonpassage zerfällt
die Gelmasse allmählich in Fragmente, die sich an die Mukosa anlagern und den restlichen
Wirkstoff abgeben. Die lipophile Matrix verlangsamt die wässrige Durchdringung und
verzögert damit diesen Zerfalls- und Freisetzungsprozess (Abb. [1]).
Abb. 1 Neue Galenik für Mesalazin - das Multi-Matrix-System MMX®
Einmalgabe vergleichbar effektiv
Einmalgabe vergleichbar effektiv
Das Präparat sei für die Patienten vergleichsweise angenehm zu schlucken, berichtete
Howaldt aus ihrer Praxiserfahrung. Dem Arzt gebe 5-ASA MMX® darüber hinaus die Sicherheit
einer Wirkung im gesamten Dickdarm. Die Internistin erwartet sich davon auch, dass
zusätzliche Applikationsformen für distale Befallsmuster wie Schäume und Zäpfchen
eingespart werden können.
In zwei placebokontollierten Studien [3], [5] erreichten Patienten mit aktiver Colitis ulcerosa in acht Wochen mit 5-ASA MMX®
signifikant häufiger eine klinische und endoskopische Remission als mit Placebo. Dabei
gab es keine Unterschiede zwischen 1,2 g zweimal täglich und 4,8 g einmal täglich
in der ersten sowie 2,4 g einmal täglich und 4,8 g einmal täglich in der zweiten Studie.
In einer offenen Extensionsstudie [2] erhielten 362 Patienten, die in den Induktionsstudien eine Remission erreicht hatten,
eine Erhaltungstherapie mit einmal täglich 2,4 g oder zweimal täglich 1,2 g 5-ASA
MMX® über zwölf Monate. Der Anteil der Patienten, die in dieser Zeit kein klinisches
Rezidiv erlitten hatten, lag in beiden Gruppen bei rund 90 %. Etwa 70 % der Patienten
wiesen am Studienende noch eine klinische und endoskopische Remission auf. Auch bezüglich
der Sicherheit gab es keine Unterschiede zwischen der Einmal- und der Zweimalgabe.
Dr. Angelika Bischoff, München
Quelle: Einführungspressekonferenz "Mezavant® (Mesalazin) - Ein Meilenstein in der
Therapie der Colitis ulcerosa durch MMX®-Technologie", Veranstalter: Shire Deutschland
GmbH, Köln