B&G Bewegungstherapie und Gesundheitssport 2008; 24: S3-S4
DOI: 10.1055/s-2008-1076920
Editorial

© Hippokrates Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Editorial

M. Steinau1
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
17. September 2008 (online)

Inhaltsübersicht

    Liebes Mitglied,

    unser Verband feiert sein 25-jähriges Bestehen. In diesem Sommer vor 25 Jahren trafen sich die Gründungsmitglieder an der DSHS in Köln und gründeten den Deutschen Sporttherapeutenbund (DSThB), der 1986 umfirmierte zum Deutschen Verband für Gesundheitssport und Sporttherapie (DVGS). Geleitet wurden sie von der Intention, dem Sport, der Bewegung bzw. den damit verknüpften positiven Auswirkungen auf die Gesundheit und die Genesung, ein breiteres Anwendungsfeld zu eröffnen und den in diesen Bereichen ausgebildeten Hochschulabsolventen Arbeitsplätze schaffen zu können. Innerhalb dieses Bestrebens hatte natürlich eine vornehmlich pädagogisch geprägte Zielvorstellung einen hohen Stellenwert: sowohl Menschen mit Behinderung als auch Menschen, denen Bewegung fremd ist, an Sport / Bewegung heranzuführen und daran zu binden. Bemerkenswerterweise finden damit schon in den Grundintentionen der Gedanke des Ressourcenaufbaus bzw. der Salutogenese ihre Verwurzelung.

    Mit dem „zarten” Alter von 25 Jahren ist der DVGS nunmehr den ersten Lern- und Reifejahren entwachsen. Symptomatisch für das Alter eines Twens ist der nun folgende Lebensabschnitt gekennzeichnet durch den Aufbau einer abgesicherten Existenz, das Erweitern des Wirk- und Interessenkreises und das Eingehen von Beziehungen respektive Partnerschaften.

    Dies steht sinnbildlich beispielsweise für die zunehmende Internationalisierung des Verbandes einschließlich der Kompatibilität seiner Abschlüsse (siehe ACSM, SVGS) sowie der Aufbau von übergreifenden Netzwerken. Letzteres v. a. in dem Zusammenführen von „Konzeptionierern” (erfahrene Therapeuten, Sport- / Bewegungswissenschaftler, Projektentwickler), „Duchführern” (qualifizierte Sport- / Bewegungstherapeuten) sowie „Evaluationierern” (Hochschulen) mit den Trägern und Geldgebern von Maßnahmen innerhalb der Prävention und Rehabilitation (Rentenversicherungsträger, Krankenkassen, DNGfK u. a.). Hierin liegt sicherlich eine der großen Stärken unseres Verbandes.

    Unter den Grundbedingungen des demografischen Wandels sowie eines Lebensstils, der gekennzeichnet ist von unzureichendem Bewegungs- und Ernähungsinstinkt, wird die Zahl der Erkrankungen wie Metabolisches Syndrom, Diabetes, Osteoporose u. a. weiter zunehmen. Die Hinführung zur und Bindung an die Bewegung ist somit nach wie vor (s. o.) eine der zentralen Eckpfeiler unseres Tuns. Grundlage dafür ist die Berücksichtigung des bio-psycho-sozialen Gesundheitsverständnisses und, neben der Methodenkompetenz, die Umsetzung des kognitiv-behaviouralen Ansatzes, der verknüpft ist mit den Stichwörtern „Vermittlung von Effekt- und Handlungswissen” sowie „Initiierung von Selbstmanagementprozessen”. Diese Komplexität verlangt den gut ausgebildeten und qualifizierten Sport- / Bewegungstherapeuten. Hierzu hat der DVGS mit den Bildungsträgern (Fach- und Hochschulen) über die Jahre ein Netz von Ausbildungspartnern aufgebaut. Die Vorteile liegen in der Deregionalisierung und damit der Mitglieder- / Kundennähe der Aus- und Weiterbildungsstätten und der Ressourcenbündelung innerhalb des DVGS. Letztere bedeutet die Entwicklung von der ausbildenden hin zur qualitätserstellenden bzw. zertifizierenden Institution.

    Parallel zu der genannten Entwicklung haben sich die Anforderungen der Träger der Einrichtungen an die Bewegungstherapeuten gewandelt. Gewünscht wird derjenige, der möglichst universell im Bereich der Prävention und Rehabilitation eingesetzt werden kann und mit seinen „weichen” Fähigkeiten in der Lage ist, z. B. neue Standbeine mit zu entwickeln, Kurse zu konzipieren, zu organisieren und durchzuführen. Betriebwirtschaftliches Denken, Kenntnisse der Abrechnungs- bzw. Unterstützungsmöglichkeiten durch die Kostenträger sowie Kundenorientierung und Teamfähigkeit sind wesentliche Kriterien für die Einstellung. Auf die Bedeutung der Umsetzungsqualifikation für die kognitiv-behaviouralen Programme wurde schon oben hingewiesen. Hier hat jeder Sporttherapeut für den Erwerb dieser Qualifikation eine Holschuld.

    Die Zukunft wird geprägt sein von der weiteren Stabilisierung des erreichten Status als kompetenter Partner im Bereich des Gesundheitssports und der Sport- / Bewegungstherapie, realisiert in der Implementierung von ICF-orientierten Bewegungsprogrammen und der Einbindung in die Qualitätsraster. Innerhalb der genannten Zielvorstellung der Bindung an überdauernde Bewegungskompetenz ist auch dem e-Training in Zukunft ein wichtiger Stellenwert beizumessen. In den genannten Bereichen hat der DVGS sich über die 25 Jahre seines Bestehens eine Kompetenz aufgebaut, die es ihm ermöglicht, sich als der Vertreter für Fragen rund um das Thema Bewegung zu positionieren. Dies betrifft v. a. das Kreieren zielgruppengerechter Angebote und die Mitwirkung bei der flächendeckenden Umsetzung. All dies schafft Arbeitsmöglichkeiten für unsere Mitglieder und knüpft nahtlos an die Grundidee der Verbandsgründer an.

    Auf den Wurzeln der Vergangenheit, die Gegenwart und Zukunft zu gestalten, wäre ohne Sie, liebes Mitglied, und ohne die zahlreichen Förderer und Partner sowie v. a. die über lange Jahre dem Verband verbundenen Funktionsträger nicht möglich gewesen. Der Verband und seine Leistung leben von den Personen, die dahinter stehen. Als diejenigen, die dies schon lange engagiert und erfolgreich tun, seien hier stellvertretend besonders meine beiden Vorgänger im Amt, Herr Dr. Dieter Lagerstrøm und Herr Prof. Dr. Gerhard Huber, sowie das Ehrenmitglied Frau Prof. Ilsa-Maria Sabath, der Ehrenvorsitzende Herr Prof. Dr. Klaus Schüle und Frau Angelika Baldus, Geschäftsführerin des Verbandes, genannt.

    Ich danke Ihnen, liebes Mitglied, für Ihr Vertrauen und wünsche unserem Verband für die Zukunft alles Gute.

    Herzlichst Ihr

    Dr. Martin Steinau

    1. Vorsitzender DVGS