Die Wirbelsäule 2018; 02(02): 98-100
DOI: 10.1055/a-0436-3738
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kortison in der Wirbelsäulentherapie

Stoffel Michael
Further Information

Publication History

Publication Date:
17 April 2018 (online)

Zoom Image
Prof. Dr. med. Michael Stoffel

Liebe Mitglieder der DWG, liebe Mitglieder der Österreichischen Gesellschaft für Wirbelsäulenchirurgie,

ich freue mich, Ihnen als Schriftleiter Neurochirurgie die Ausgabe 2/2018 im zweiten Jahr des Bestehens der Zeitschrift Die Wirbelsäule mit dem Schwerpunktthema Kortison in der Wirbelsäulentherapie präsentieren zu dürfen.

Die lokale Applikation von Kortison – sei es intraartikulär, gelenk- oder nervennah oder in den Epiduralraum – stellt die häufigste invasive Prozedur an der Wirbelsäule überhaupt dar und markiert vielfach den Übergang von der rein konservativen zur operativen Therapie. Auch systemisch wird Kortison in hoher Frequenz angewandt bei traumatischer, tumoröser und infektiöser Affektion von Rückenmark und peripheren Nerven. Ziel dieses Hefts ist es, Ihnen die vermuteten Wirkmechanismen von Kortison bei den jeweiligen Anwendungen und die wissenschaftliche Evidenz der Effektivität aufzuzeigen, ganz im Sinne unserer DWG-Satzung § 3: Zwecke und Ziele der Gesellschaft:

(1) Die Gesellschaft hat sich zur Aufgabe gestellt, nach den Grundsätzen der Freiwilligkeit und unter Ausschluss von konfessionellen, beruflichen und rassistischen Gesichtspunkten auf nationaler und internationaler Ebene die „Wissenschaft und Forschung, Fort- und Weiterbildung sowie die Qualitätssicherung in diesen Bereichen“ zu fördern.

F. Jablawi und K. Schöller fassen alles Wissenswerte zu Kortison-Injektionen an der Wirbelsäule (periartikulär, nervennah, epidural) bei der Behandlung inflammatorisch getriggerter Schmerzen zusammen. Dabei wird neben dem vermuteten Wirkmechanismus, den Techniken und der Evidenz zur Effektivität auch auf substanzspezifische Komplikationsraten, Zulassung und Off-Label-Behandlung eingegangen.

Der Rolle von Kortikosteroiden bei Traumata des Myelons und der peripheren Nerven widmen sich zwei Artikel: Zunächst beschreibt C. Müller die Pathophysiologie der Verletzung von Rückenmark und peripheren Nerven, die molekulare Wirkung von Kortison und die Ergebnisse experimenteller Studien. Anschließend erläutern S. Bayerl et al. die klinische Datenlage incl. Interpretation und die Empfehlungen in Leitlinien.

S. Zausinger komplettiert mit Kortison bei Tumoren und Infektionen des Rückenmarks – Rationale, Indikation und klinische Ergebnisse unser Leitthema. Dabei fällt besonders auf, dass bei diesen Erkrankungen die Kortison-Therapie zwar etabliert ist und regelhaft zur Anwendung kommt, die wissenschaftliche Evidenz dafür aber schwach ist oder von Ergebnissen am Gehirn extrapoliert werden muss.

Fundiertes eigenes Wissen zum perioperativen Management von Patienten mit gerinnungshemmenden Medikamenten in der Wirbelsäulenchirurgie können Sie sich in dem gleichnamigen Artikel von R. Gerlach und H. Lapp erarbeiten. Es werden sämtliche verfügbaren gerinnungshemmenden Medikamente – vom ASS bis zum neuesten Faktor-Xa Inhibitor – vorgestellt und Empfehlungen zum perioperativen Vorgehen, sowohl bei elektiven, wie auch bei Notfalloperationen, gegeben. Abb. 1 bietet einen klinischen Entscheidungsbaum, der sich sogar für die Kitteltasche eignet

Die CME-Fortbildung widmet sich dem Thema „Die epidurale Rückenmarksstimulation“. Sie ist die mit Abstand am häufigsten angewandte Methode der Neuromodulation – also der reversiblen Beeinflussung der neuronalen Transmission – und findet v. a. bei der Behandlung chronischer Schmerzen ihre Anwendung. Der Übersichtsartikel beschreibt Wirkmechanismus, Indikationsstellung, Technik und Anwendungsmöglichkeiten und erläutert zudem jüngste neuromodulatorische Alternativtechniken.

Lesen Sie außerdem neben den schon bekannten, kommentierten Zusammenfassungen dreier internationaler Studien und den neuesten Mitteilungen der DWG den historischen Fall einer extraskelettalen, synovialen Chondromatose – einer seltenen, gutartigen Läsion.

Freuen Sie sich im nächsten Heft (3/2018) – erneut unter der Schriftleitung von Prof. C. Josten – auf das Leitthema Alter und Wirbelsäule. CME-Punkte werden Sie durch die Lektüre des CME-Artikels Künstliche Bandscheibe LWS erwerben können.

Ich wünsche Ihnen eine interessante und unterhaltsame Lektüre dieser Ausgabe,

Ihr
Michael Stoffel