Transfusionsmedizin 2018; 8(02): 70-71
DOI: 10.1055/a-0586-7399
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Constanca Figueiredo
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Publication Date:
06 June 2018 (online)

Eine größere Spenderauswahl für Patienten mit Thrombozytentransfusionsrefraktorität ist möglicherweise realistischer geworden! Eine kürzlich veröffentliche Studie von Saris et al. hat bereits dargestellt, dass ein relevanter Anteil der HLA-B8-, HLA-B12- und HLA-B35-positiven Thrombozytenspender eine niedrige Expression dieser Antigene auf der Thrombozytenoberfläche trägt, die sogenannten „low expressors“. Vorherige Studien haben demonstriert, dass die Reduktion der HLA-Klasse-I-Antigendichte auf der Thrombozytenoberfläche durch Säurebehandlung oder genetische Modifizierung von Thrombozyten zu der Inhibierung der antikörpervermittelten Phagozytose durch Makrophagen führt [1], [2]. Bemerkenswerterweise bestätigen die Autoren in In-vitro-Tests, dass die Thrombozyten mit einer niedrigeren Expression von HLA-B8, HLA-B12 oder HLA-B35 gegen die antikörpervermittelte Opsonisierung und Phagozytose durch Makrophagen geschützt sind und somit in der Lage sein sollen, unter Refraktoritätsbedingungen zu überleben. Die Studie zeigte, dass die Expression von HLA-B in diesen Personen langfristig niedrig bleibt, es wurden jedoch keine Bedingungen, wie z. B. inflammatorische Stimuli, getestet, die zu einer Hochregulierung der HLA-Expression führen könnten. Obwohl die Thrombozytenspender gesund sind, können kurze und sporadische inflammatorische Stimuli zu einer transienten Hochregulierung der HLA-Expression auf mononukleären Zellen oder Megakaryozyten führen. Dies kann zu einer hohen Expressionsdichte von membranständigem oder löslichem HLA beitragen und sich somit auf die HLA-Expressionsdichte der Thrombozyten auswirken. Weiterhin wäre es interessant, die Expressionsdichte von anderen HPA oder HLA-A bei diesen HLA-B-niedrigen Thrombozyten zu untersuchen. Zukünftige Studien müssen einen Grenzwert definieren, wie viel HLA-B-Expression zulässig ist, ohne antikörpervermittelte Zytotoxizität zu induzieren. Somit könnten bessere selektive Mismatches identifiziert und akzeptiert werden. Die Nutzung von natürlichen „Low expressor“-Thrombozyten, die eine native und konstant niedrige HLA-Expression aufweisen, stellt ein enormes Potenzial dar, um den Thrombozytenspenderpool zur Behandlung stark immunisierter Patienten zu erweitern. Dies würde eine externe Behandlung zur HLA-Reduktion der Thrombozyten, die ebenfalls deren Phänotyp oder Funktion beeinflussen könnte, verzichtbar machen. Daher erwarten wir mit großer Spannung die ersten klinischen Ergebnisse der Anwendungen von „Low expressor“-Thrombozyten.

 
  • Literatur

  • 1 Meinke S, Sandgren P, Mörtberg A. et al. Platelets made HLA deficient by acid treatment aggregate normally and escape destruction by complement and phagocytes in the presence of HLA antibodies. Transfusion 2016; 56: 370-382
  • 2 Gras C, Schulze K, Goudeva L. et al. HLA-Universal platelet transfusions prevent platelet refractoriness in a mouse model. Hum Gene Ther 2013; 24: 1018-1028