Pädiatrie up2date 2019; 14(01): 19-34
DOI: 10.1055/a-0591-2775
Entwicklung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Autismus-Spektrum-Störungen im Kindes- und Jugendalter

Oliver Fricke
,
Claus Lechmann
Further Information

Publication History

Publication Date:
28 March 2019 (online)

Galt Autismus früher als sehr selten, werden heute Prävalenzzahlen von bis zu 1% angenommen. Eltern von autistischen Kindern machen sich häufig schon im zweiten Lebensjahr Sorgen und wenden sich an den Kinderarzt. Eine „Wait-and-see“-Haltung ist nicht angebracht, sondern bei Vorliegen der Früherkennungszeichen sollte rasch eine differenzierte Diagnostik eingeleitet werden. Ein Asperger-Syndrom wird dagegen häufig erst im Schulalter erkannt.

Kernaussagen
  • Leitsymptome der Autismus-Spektrum-Störungen sind Defizite der sozialen Interaktion, der reziproken Kommunikation und repetitive Verhaltensweisen, häufig in Verbindung mit eingeschränkten Interessen und Aktivitäten.

  • Die Prävalenz autistischer Störungen wird aktuell mit 0,5 – 1% angegeben, wobei der deutliche Anstieg der Prävalenz in den vergangenen Jahrzehnten ursächlich nicht geklärt ist.

  • Die Diagnose einer Autismus-Spektrum-Störung ist primär eine klinische Diagnose, die auf Anamnese, Verhaltensbeobachtung und psychiatrischer Exploration beruht.

  • Die im Kern bestehende neuropsychologische Symptomatik des autistischen Syndroms kann in Störungen der „Theory-of-Mind“-Funktionen gesehen werden.

  • Jedes Kind mit einer Autismus-Spektrum-Störung sollte durch eine früh beginnende spezifische Förderung, mit speziellen Ansätzen zur Verbesserung sozial-kommunikativer Funktionen, in einem Autismus-Therapie-Zentrum gefördert und behandelt werden.

  • Eine kausale pharmakologische Behandlung des Autismus ist bisher nicht existent; pharmakologische Strategien fokussieren primär auf die symptomspezifische Behandlung des Autismus oder einer begleitenden Störung.

 
  • Literatur

  • 1 AWMF. Autismus-Spektrum-Störungen im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter Teil 1 Diagnostik (publiziert) und Teil 2 Therapie (in Vorbereitung): Interdisziplinäre S3-Leitlinie der DGKJP und der DGPPN sowie der beteiligten Fachgesellschaften, Berufsverbände und Patientenorganisationen.
  • 2 Lai MC, Lombardo MV, Baron-Cohen S. Autism. Lancet 2014; 383: 896-910
  • 3 Delorme R, Ey E, Toro R. et al. Progress toward treatments for synaptic defects in autism. Nat Med 2013; 19: 685-694
  • 4 Baron-Cohen S, Lombardo MV, Auyeung B. et al. Why Are Autism Spectrum Conditions More Prevalent in Males?. PLoS Biol 2011; 9: e100108
  • 5 Hahamy A, Behrmann M, Malach R. The idiosyncratic brain: distortion of spontaneous connectivity patterns in autism spectrum disorder. Nat Neurosci 2015; 18: 302-309
  • 6 Swatzyna RJ, Boutros NN, Genovese AC. et al. Electroencephalogram (EEG) for children with autism spectrum disorder: evidential considerations for routine screening. Eur Child Adolesc Psychiatry 2018; DOI: 10.1007/s00787-018-1225-x.
  • 7 Reichow B, Barton EE, Boyd BA. et al. Early intensive behavioral intervention (EIBI) for young children with autism spectrum disorders (ASD). Cochrane Database Syst Rev 2012; (10) CD009260
  • 8 Teufel K, Wilker C, Valerian J. et al. A-FFIP – Autismusspezifische Therapie im Vorschulalter. Berlin: Springer; 2017
  • 9 Lechmann C. Schematherapie bei Autismus-Spektrum-Störungen. In: Loose C, Graaf P, Zarbock G. Hrsg. Störungsspezifische Schematherapie mit Kindern und Jugendlichen. Weinheim: Beltz; 2015: 246
  • 10 Egert L, Lechmann C. TACH – Therapiezielkatalog für Jugendliche mit ASS. Eine Evaluation. Poster bei der WTAS; 2016
  • 11 Hull L, Petrides KV, Allison C. et al. “Putting on My Best Normal”: Social Camouflaging in Adults with Autism Spectrum Conditions. J Autism Dev Disord 2017; 47: 2519-2534
  • 12 Tierney S, Burns J, Kilbey E. Looking behind the mask: Social coping strategies of girls on the autistic spectrum. Res Autism Spectrum Disord 2016; 23: 73-83
  • 13 Mizuguchi M, Ikeda H, Kagitani-Shimono K. et al. Everolimus for epilepsy and autism spectrum disorder in tuberous sclerosis complex: EXIST-3 substudy in Japan. Brain Dev 2018; DOI: 10.1016/j.braindev.2018.07.003.