physiopraxis 2018; 16(07/08): 67
DOI: 10.1055/a-0608-6355
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York

Atlastherapie – Impuls, ja oder nein?

Contributor(s):
Ramona Ryßel

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Publication History

Publication Date:
20 July 2018 (online)

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Dieses Buch bietet praktizierenden Physiotherapeuten und anderen medizinischen Berufen manuelle Techniken und anatomische Beschreibungen. Der Autor bemüht sich, alle Körperregionen zu erläutern, wobei die Zusammenhänge zum Atlas verloren gehen. Präzise schildert er durch Atlasfehlstellung oder Beckenschiefstand ausgelöste Symptome, deren Ursachen und seine Anti pathie gegen chiropraktische Impulstechniken. Wissenschaftliche Belege fehlen, was oft unprofessionell wirkt.

Es gibt viele Bücher zu Triggerpunkt- und Tape-Techniken. Die Behandlung der Körperfehlstatik bezieht sich auf Muskeln und deren Ansätze, aber zu wenig auf Atlas und Gelenkfehlstellungen. Auch das Diaphragma kommt zu kurz, obwohl es bei Innervation, Faszien und organischem Verbund großen Einfluss auf die oberen Halswirbel hat. Unklar bleibt auch, wie der Autor anatomische und funktionelle Beinlängenunterschiede differenziert und biomechanisch Belastungs- und Bewegungsachsen unterscheidet. Die Definitionen von kombinierten und gekoppelten Bewegungen sorgen für Verwirrung, lernt man doch, dass es keinen „ossären Stopp“ gibt.

Das Buch suggeriert, dass bestimmte Fehlstellungen (Bein in Flexion, Fuß in AR) auch bestimmte Symptomatiken auslösen. Dass jeder Mensch individuell kompensieren kann, scheint nicht in Betracht zu kommen. Problematisch ist die Kombination aus detaillierten Behandlungsbeschreibungen und fehlenden Kontraindikationen und Sicherheitsmaßnahmen.

Ramona Ryßel, Physiotherapeutin, Manualtherapeutin, Osteopathin aus Nettetal

 
  • E. Pohlmann. Atlastherapie und Behandlung der Körperfehlstatik. 2., überarb. u. erw. Auflage Spitta Verlag; 2017. 416 S., 64,80 € ISBN 978-3-946761-63-1