Hebamme 2018; 31(03): 138-0
DOI: 10.1055/a-0612-3325
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Seltene mütterliche Notfälle in Schwangerschaft und Geburtshilfe

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Publication Date:
21 June 2018 (online)

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Franz Kainer

Schwangerschaft, Geburt und das Wochenbett sind ein physiologischer Vorgang. In den meisten Fällen wäre weder während der Schwangerschaft noch unter der Geburt oder im Wochenbett eine medizinisch indizierte Intervention von Seiten der Hebamme erforderlich. Die Geburt ist eine seit Jahrtausenden erprobte Methode, ein Kind ohne Unterstützung von Hebammen und Ärzten gebären zu können. Aus verschiedenen Gründen wird den meisten Frauen jedoch eine Unterstützung bei einem natürlichen Vorgang angeboten und dies wird auch gerne angenommen. Auch aus medizinischen Gründen ist es sinnvoll, die Schwangeren und Gebärenden zu begleiten, da es in einem Drittel der Fälle zu unvorhersehbaren, teilweise schweren Komplikationen mit lebensbedrohlichen Verläufen kommen kann.

Bei Notfallsituationen endet der „natürliche“ Verlauf meist in einer Katastrophe, wenn nicht fachgerecht gehandelt wird. Bei seltenen Komplikationen besteht nun keine Möglichkeit, aus seinen „Fehlern“ zu lernen, denn man sieht die Komplikation vielleicht nur einmal im Leben, aber dann sollte man alles richtig gemacht haben. Es macht daher Sinn, seltene Komplikationen im Rahmen von Fortbildungen zu thematisieren oder zu publizieren – wie in dieser Ausgabe.

Schwere Erkrankungen können entweder ohne Zusammenhang mit der Schwangerschaft (z. B. Appendizitis, s. Seite 188) oder als schwangerschaftsspezifische Erkrankungen auftreten (Peripartale Kardiomyopathie, s. Seite 183). Die Therapiealgorithmen sind meist in Leitlinien und Empfehlungen von Fachgesellschaften festgelegt. Diese sind ohne Zweifel die Basis in der Notfalltherapie. Neben der fachlichen Kompetenz spielt jedoch auch eine empathische, respektvolle Interaktion im Team eine entscheidende Rolle. Dies wird ab Seite 198 mit einem Beitrag aus dem Buch „Geburtshilfliche Notfälle“ von Hildebrandt / Göbel beleuchtet.

Die Bedeutung eines zuverlässigen interdisziplinären Notfallmanagements ist in den vergangenen 10 Jahren auch in der Geburtshilfe erkannt worden. Um diese Fehler zu minimieren, ist es sinnvoll und hilfreich, auf im Training erarbeitete Lösungskonzepte bei sehr seltenen Komplikationen zurückgreifen zu können. Dadurch kann in der Notfallsituation stressfreier und zielgerichteter agiert werden.

Wir hoffen, dass die Beiträge für Sie eine wertvolle Hilfestellung beim Management von einigen seltenen Komplikationen darstellen.

Franz Kainer

Präsident der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin