Laryngorhinootologie 2018; 97(12): 897-898
DOI: 10.1055/a-0652-7118
Facharztfragen
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Fragen für die Facharztprüfung


Subject Editor: Dr. med. Gerlind Schneider, Jena
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Publication Date:
10 December 2018 (online)

Pharynx, Oesophagus und Hals

Sprechen Sie über Indikationen, Kontraindikationen und Aufklärung zur Sialendoskopie!

Antwort: Die Endoskopie des speichelabführenden Gangsystems kann in allen großen Speicheldrüsen durchgeführt werden. Am häufigsten besteht die Indikation für das Gangsystem der Gl. submandibularis (syn. Wharton-Gang), da aufgrund des Verlaufes (Knickbildung um die Mundbodenmuskulatur) und der Länge (5 cm bis zur ersten Aufzweigung) Abflussstörungen häufiger als im Bereich des Gangsystems der Gl. parotis (syn. Stenon-Gang, Länge 2–3 cm bis zur ersten Aufzweigung) sind.

Indikationen zur Sialendoskopie sind Abflussstörungen durch Speichelsteine (Sialolithiasis), narbige Verengungen oder abgelaufene akute oder rezidivierende Entzündungen der großen Kopfspeicheldrüsen.

Kontraindikationen sind Blutungs- und Gerinnungsstörungen und schwere Allgemeinerkrankungen sowie die akute eitrige Sialadenitis.

Insgesamt handelt es sich um einen minimalinvasiven, risikoarmen Eingriff, der je nach Befund in Lokalanästhesie oder Vollnarkose erfolgen kann.

Die Aufklärung muss eine Verlaufsaufklärung, Verhaltensaufklärung und eine Aufklärung über Komplikationsmöglichkeiten umfassen.

Die Verlaufsaufklärung erläutert den prä- und postoperativen Ablauf. Präoperativ sind die Abklärung von Gerinnungsstörungen und das Einhalten der Nüchternheit sowie eine medikamentöse Prämedikation zu thematisieren. Direkt postoperativ sollte man auf die vorübergehende, auch schmerzhafte Schwellung der Drüse durch die permanente, intraoperative Spülung hinweisen. Es müssen die Erfolgsaussichten (in 10 % keine Besserung der Symptomatik, Restenosierungen, erneute Steinbildung) und die ggf. auftretende Notwendigkeit von Folgeeingriffen besprochen werden.

Die Risikoaufklärung umfasst:

  • lokale Schwellung der Speicheldrüse (Hals oder Wange) – in sehr seltenen Fällen kann eine Atemnot mit nachfolgender notwendiger Atemwegssicherung auftreten

  • Gangverletzungen/Perforation des Drüsenganges – ggf. Einlage einer Schienung in den Gang notwendig, ggf. Folgeeingriffe notwendig, vermehrt auch lang anhaltende lokale Schwellung

  • Infektion der behandelten Drüse mit der Notwendigkeit einer Antibiotikagabe

  • unvollständige Steinentfernung – ggf. Erweiterung des Eingriffes als Gangschlitzung oder Drüsenentfernung (Gl. submandibularis). Bei Parotissteinen sollte über die Erweiterung der Operation von außen mit Gangdarstellung und Steinentfernung aufgeklärt werden

  • Abreißen des Fangkörbchens bei schwieriger oder unmöglicher Steinentfernung mit Risiko des Zurückbleibens von Fremdmaterial und ggf. notwendigem Folgeeingriff

  • selten: Bildung einer Sialozele mit ggf. notwendigem Folgeeingriff