physioscience 2018; 14(03): 145-146
DOI: 10.1055/a-0658-0533
Veranstaltungsbericht
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Clinical Research Forum: Bericht zur Ausgabe 2017 und Ausblick auf die 13. Ausgabe am 3. November 2018

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Publication Date:
11 September 2018 (online)

Publizieren von Studienprotokollen: Wozu und wie?

Die Stiftung Physiotherapie Wissenschaften lud am 4. November 2017 nach Basel ein. Gemeinsam mit dem Therapie- und Praxisentwicklungsteam „Therapien“ des Universitätsspitals Basel (USB) fand mittels 3 Impulsreferaten, 2 Workshops und ausführlicher Zeit für Networking eine Fachtagung unter anderem zum aktuellen Thema „Publizieren von Studienprotokollen: Wozu und wie?“ statt.

Seit 2006 können Studienprotokolle zu randomisierten kontrollierten Studien und systematischen Übersichtsarbeiten nach einem Peer-review-Verfahren im Open Access publiziert werden. Die Publikation von Studienprotokollen optimiert die Transparenz der Forschung und ermöglicht anderen Forschern, über laufende Studien zu lernen. Außerdem kann so das mögliche Reporting Bias minimiert werden.

Dennoch sind viele Fragen offen, wie z. B.: Wie detailliert muss das Protokoll beschrieben werden? Welcher ist der richtige Zeitpunkt für die Publikation des Studienprotokolls? Wie geht man mit eventuellen Amendments um? Wie sieht der Review-Prozess aus, wenn das Protokoll z. B. bereits von einer Ethikkommission begutachtet wurde?

Dr. Jacqueline S. Martin (PhD, RN, Ressortleiterin Ressort Pflege/MTT, USB) und Guido Perrot (Leiter der Ergotherapie, Logopädie & Physiotherapie am USB) hießen die ca. 50 Teilnehmer am Forum herzlich willkommen.

Dr. med. Erik von Elm (MSc FMH, Kodirektor Cochrane Switzerland am Universitätsspital Lausanne CHUV) hielt das Eröffnungsreferat mit dem Titel „Study Protocol, basierend auf SPIRIT als Basis für transparente und vollständige Manuskripte“. Oft findet sich in Protokollen wertvolle methodologische Information, aber später nicht mehr im Manuskript. Dr. von Elm illustrierte anhand mehrerer Beispiele, dass Studien- und Berichtsqualität zusammenhängen, aber nicht das Gleiche sind. Zeitlicher Mehraufwand im Protokollstadium (einschließlich Publikation) zahlt sich seiner Meinung nach durchaus aus. SPIRIT und andere Reporting Guidelines aus dem EQUATOR-Network helfen, transparent und vollständig über Forschung zu berichten. Last but not least: Die Publikation von Studienprotokollen trägt zur Transparenz und Vermeidung von „Research Waste“ bei.

Im 2. Inputreferat stand der Publikationsversuch eines Studienprotokolls („Eine negative, aber trotzdem lehrreiche Erfahrung“) im Zentrum. Der wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut für Physiotherapie, Universitätsspital Bern und Physiotherapeut Gere Luder (MSc, PhD-Kandidat) versuchte zwischen 28. September 2015 und 17. Oktober 2016 (!) vergeblich, sein Studienprotokoll „Joint hypermobility – effect of strength training on disability and function: study protocol for a pragmatic randomised controlled trial” bei einem renommierten Open-Access-Journal akzeptiert zu bekommen. Er zeichnete völlig transparent die Korrespondenz zwischen ihm und den Reviewern auf. Seine wichtigsten Erkenntnisse lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: Review und Überarbeitung brauchen sehr viel Zeit; das Studiendesign beurteilen verschiedene Reviewer „sehr unterschiedlich“; Reviewer arbeiten – vermutlich wegen Zeitdruck und zu wenigen Kenntnissen im Fachgebiet – nicht immer sorgfältig und verlangen manchmal nicht machbare Anpassungen an das Studienprotokoll.

Einen weiteren Höhepunkt des Clinical Research Forums bildete der Vortrag von Dr. Corina Schuster-Amft (PhD, PT, Leiterin wissenschaftliche Abteilung, Reha Rheinfelden). Sie ist aus folgenden Gründen eine klare Befürworterin der Publikation von Studienprotokollen: Anerkennung für intensive Arbeit am Studienprotokoll, Ethik- und Finanzierungsantrag, Schutz vor Fehlverhalten oder Missbrauch, Chance für Einreichung des finalen Manuskripts mit den Resultaten und „Each publication counts“ (Drittmittel, Jobs, Zitierungen und H-Faktor).

Die beiden Workshops zu den Themen „Vibrationstraining: Neue Erkenntnisse und Innovation für den Praxisalltag“ und „Effect of manual therapy after Sohier on spatiotemporal gait parameters and joint kinematics measured with RehaGait“ rundeten den Tag ab.