Aktuelle Urol 2019; 50(03): 318-323
DOI: 10.1055/a-0749-4928
OP-Techniken
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Perkutane Nephrostomie

David Pfister

Subject Editor: Wissenschaftlich verantwortlich gemäß Zertifizierungsbestimmungen für diesen Beitrag ist Prof. Dr. med. David Pfister.
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Publication Date:
23 July 2019 (online)

Einleitung

In den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts wurde erstmals eine Niere mittels perkutaner Punktion entlastet. Bis zur Ableitung durch eine perkutane Nephrostomie vergingen nochmals 20 Jahre. Die Indikation zu einer perkutanen Nephrostomie liegt verschiedenen ätiologischen Faktoren zugrunde: Obstruktion (Steine, extrinsische oder intrinsische Tumorkompression), Schmerzen im Rahmen von Koliken und akut bei einer Infektion/Sepsis.

Die temporäre perkutane Nephrostomie scheint bezüglich der retrograden DJ-Katheter-Platzierung keine Einschränkung in der Lebensqualität zu haben und sollte gerade bei septischen Patienten vorgezogen werden. Die einfachste Methode zur sicheren Einlage einer perkutanen Nephrostomie ist die ultraschallgesteuerte Technik, was eine ausreichende Dilatation des Hohlsystems voraussetzt. Im Rahmen von therapeutischen Maßnahmen wie einer perkutanen Nephrolitholapaxie kann das Hohlsystem durch einen vorher platzierten Ureterkatheter für die Punktion dilatiert werden. Bei erfolgreicher Punktion des Hohlsystems kommt es zu einem prompten Urinrückfluss, welcher durch eine Kontrastmittelapplikation dokumentiert werden kann. Auf diese Weise kann eine erfolgreiche perkutane Nephrostomie in 88 – 99 % mit insgesamt niedriger Komplikationsrate in 4 – 8 % der Fälle durchgeführt werden. Eine CT-gesteuerte Einlage ist nur selten bei nicht dilatiertem Hohlsystem und nicht lagerungsfähigem Patienten indiziert. Der sogenannte „blind access“ wird bei üblicherweise vorhandenem Ultraschallgerät nicht mehr angewandt. Ziel ist die Ableitung über die untere Kelchgruppe, was durch eine adäquate Lagerung des Patienten gewährleistet wird. Durch ein Anheben des Bauches mittels Unterlegen einer Rolle kommt es zu einer Rundrückenbildung und somit zu einer Vergrößerung der Strecke zwischen 12. Rippe und Spina iliaca superior posterior. Eine optimale Lagerung ist für den Erfolg der Punktion und die Einlage der Nephrostomie entscheidend und ist idealerweise in Sedoanalgesie vorzunehmen. Die perkutane Nephrostomie ist ein Eingriff, der in das Notfallrepertoire eines Urologen gehört und beherrscht werden muss.

 
  • Literatur

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  • 2 Ng CK, Yip SK, Sim LS. et al. Outcome of percutaneous nephrostomy for the management of pyonephrosis. Asian J Surg 2002; 25: 215-219
  • 3 Sim LS, Tan BS, Yip SK. et al. Single centre review of radiologically-guided percutaneous nephrostomies: a report of 273 procedures. Ann Acad Med Singapore 2002; 31: 76-80
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