Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2019; 54(03): 218-222
DOI: 10.1055/a-0769-6551
Fortbildung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Dysphagie bei tracheotomierten Patienten nach Langzeitbeatmung

Dysphagia in Tracheostomized Patients after Long-Term Mechanical Ventilation – Become Sensitive to Reduced Pharyngo-Laryngeal Sensitivity
Maria-Dorothea Heidler
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Publication Date:
13 March 2019 (online)

Zusammenfassung

Unabhängig von der Art der kritischen Erkrankung haben tracheotomierte Patienten ein hohes Risiko, eine Schluckstörung zu entwickeln. Diese ist potenziell lebensbedrohlich, da sie zu Aspiration und Pneumonie führen kann. Vor einer oralen Nahrungsgabe sollte daher unbedingt eine Schluckdiagnostik mittels Bolusfärbetest und/oder FEES durchgeführt werden. Da ein physiologischer Luftstrom durch den Larynx und ein adäquater subglottischer Druck Schlüsselkomponenten eines effektiven Schluckaktes sind, sollte eine Oralisierung bei geblockter Trachealkanüle möglichst vermieden werden.

Dysphagien sind eine häufige und potenziell lebensbedrohliche Komplikation bei langzeitbeatmeten tracheotomierten Patienten. Denn sie können zu Aspiration (Eindringen von Speichel und Nahrung in die Luftwege) und einer sich daraus entwickelnden Pneumonie führen [1]. Bevor diese Patienten auf orale Ernährung umgestellt und mit einem Sprechventil versehen werden, muss daher unbedingt die Schluckfähigkeit geprüft werden.

Abstract

Independent of the type of critical illness, tracheostomized patients have a high risk of developing a dysphagia. This is potentially life-threatening as it can lead to aspiration and pneumonia. It is therefore essential to perform swallowing diagnostics by means of a bolus dyeing test and/or FEES before oral feeding. Since a physiological airflow through the larynx and adequate subglottic pressure are key components of an effective swallowing act, oralisation should be avoided as far as possible with a blocked tracheal cannula.

Kernaussagen
  • Alle tracheotomierten langzeitbeatmeten Patienten haben aufgrund des fehlenden pharyngo-laryngealen Luftstromstimulus ein hohes Risiko, eine Dysphagie zu entwickeln.

  • Häufig kommt es hierbei zu stiller Aspiration, die potenziell lebensbedrohlich ist.

  • Vor einer oralen Nahrungsgabe ist daher unbedingt eine Schluckuntersuchung durchzuführen – entweder apparativ mittels FEES oder klinisch mittels Speichelfärbetest (am effektivsten unter Entblockung mit Sprechventilaufsatz).