Diabetes aktuell 2019; 17(01): 13
DOI: 10.1055/a-0799-9473
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Herzinsuffizienz und Diabetes – eine interdisziplinäre Herausforderung

Nikolaus Marx
1   Aachen
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Publication Date:
27 February 2019 (online)

Die vorliegende Ausgabe von Diabetes aktuell befasst sich in 4 Übersichtsarbeiten mit dem Thema Herzinsuffizienz bei Diabetes. Die Tatsache, dass dieser Problematik ein ganzes Heft gewidmet wird, ist Ausdruck dessen, dass die Herzinsuffizienz bei Patienten mit Diabetes wachsende Aufmerksamkeit erfährt und eine zunehmende Herausforderung darstellt.

Lange Zeit wurde in der Prävention und Therapie kardiovaskulärer Ereignisse bei Patienten mit Diabetes vor allem auf mit der Atherosklerose assoziierte Ereignisse wie Myokardinfarkt und Schlaganfall fokussiert. Erst Erkenntnisse der letzten Jahre konnten zeigen, dass die Herzinsuffizienz bei Diabetes eine häufige Komorbidität darstellt und dass die Prognose von Patienten mit Diabetes und Herzinsuffizienz deutlich eingeschränkt ist. Die Mortalität einerseits und die Häufigkeit der Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz andererseits sind bei Vorliegen eines Diabetes mellitus mit Herzinsuffizienz deutlich erhöht.

Therapeutische Optionen zur Prognoseverbesserung liegen bislang nur für Patienten mit Herzinsuffizienz und eingeschränkter linksventrikulärer Funktion vor (HFrEF: Heart Failure with reduced Ejection Fraction). Für diese Patienten unterscheidet sich die Therapie der Herzinsuffizienz bei Diabetes nicht von der Therapie bei nicht-diabetischen Individuen. Aber bei gleicher Therapie ist die Prognose der Patienten mit Diabetes dennoch deutlich eingeschränkt.

Für die Herzinsuffizienz mit erhaltener linkventrikulärer Funktion (HFpEF: Heart Failure with preserved Ejection Fraction) liegen bislang keine therapeutischen Möglichkeiten vor, um die Prognose zu verbessern und dies gilt für Patienten mit und ohne Diabetes. Vor dem Hintergrund, dass ca. 50 % der Patienten, die wegen einer Herzinsuffizienz hospitalisiert werden an einer HFpEF leiden, besteht hier ein hoher „Medical Need“.

Die Identifizierung und Therapie der Herzinsuffizienz bei Patienten mit Diabetes stellt eine interdisziplinäre Herausforderung dar. Einerseits müssen Endokrinologen und Diabetologen frühzeitig das Vorliegen von unter Umständen atypischen Symptomen einer Herzinsuffizienz erkennen und die entscheidenden diagnostischen Schritte einleiten und andererseits müssen Kardiologen die Besonderheiten des Diabetes bei Herzinsuffizienz berücksichtigen. Da ein Großteil der Patienten mit Diabetes und Herzinsuffizienz zusätzlich an einer chronischen Niereninsuffizienz leidet und hier die therapeutischen Möglichkeiten in der Therapie eingeschränkt sind, ist oftmals die Einbeziehung des Nephrologen nötig.

Die Übersichtsarbeiten in dieser Ausgabe decken die Themen Prävalenz, Pathogenese, Diagnostik und Therapie umfänglich ab und bieten für die verschiedenen Disziplinen einen Überblick über das komplexe Thema. In der Versorgung und Identifizierung von Patienten ist, wie in vielen Bereichen der Inneren Medizin, ein interdisziplinäres Konzept mit engem Austausch unabdingbar, um die bestmögliche Versorgung für diese Patienten sicherzustellen.