neuroreha 2019; 11(01): 7
DOI: 10.1055/a-0851-8730
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schnellkrafttraining bei Patienten nach subakutem Schlaganfall

Jan Mehrholz
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Publication History

Publication Date:
15 March 2019 (online)

Zusammenfassung der Studie

Ziele

Ziel der Studie war es, die Durchführbarkeit und die Effekte eines sechswöchigen Schnellkrafttrainings bei Patienten nach subakutem Schlaganfall zu evaluieren.


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Methodik

Design Untersucherseitig verblindete randomisierte und kontrollierte Studie.

Ein- und Ausschlusskriterien Eingeschlossen wurden Patienten im Alter von 18–80 Jahren nach erstem ischämischem Schlaganfall. Die Patienten sollten eine Beinparese mit einhergehender Gehfunktionsstörung (Functional Ambulation Category = 3) besitzen bei einer Gehstrecke von mindestens 14 m.

Interventionen Die Studienteilnehmer wurden per Zufallsverfahren einer von zwei Interventionen zugeteilt. Die 1. Gruppe erhielt ein sechswöchiges Schnellkrafttraining, die 2. Gruppe erhielt ein konventionelles therapeutisches Übungsprogramm. Die Schnellkrafttrainingsgruppe absolvierte Sprungübungen auf einem beweglichen Geräteschlitten (Beinpresse), schnelle Abdruckübungen der Plantarflexoren des betroffenen Beines und alternierend (wenn nicht mit dem betroffenen Bein geübt werden konnte, wurden beide Beine genutzt), Hüpfen auf einem Minitrampolin mit Festhalten, schnelle Hüftflexion im Stehen am Seilzug und Sprungübungen im Stehen wechselseitig vom betroffenen auf das nichtbetroffene Bein. Die Kontrollgruppe erhielt von einem Therapeuten beaufsichtigte aktive Übungen mit dem Ziel, die Mobilität nach Schlaganfall zu verbessern (Gehtraining, Übung zur Verbesserung der kardiovaskulären Fitness, Kräftigung der unteren Extremitäten, statisches und dynamisches Gleichgewicht).

Messungen Primäre abhängige Variable war die generelle klinische Durchführbarkeit und Sicherheit des Therapieprogramms und die Anzahl der geeigneten Patienten für diese Therapie. Sekundäre abhängige Variablen umfassten laut Protokoll die komfortable Gehgeschwindigkeit im 10-m-Gehtest, Mobilität gemessen mit dem High Level Mobility Assessment Tool (HiMAT), die Zeit im Timed-up-and-go-Test (TUG), die Gehfähigkeit (Functional Ambulation Category, FAC) und die Lebensqualität (Health Related Quality of Life, HRQoL, via AQoL-4D). Alle Variablen wurden vor Beginn des Trainingsprogramms und nach sechs Wochen erhoben.


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Ergebnisse

Insgesamt wurden 284 Patienten untersucht, davon 30 Patienten im mittleren Alter von 50 Jahren und im Mittel 46 Tage nach Schlaganfall in die Studie eingeschlossen und ausgewertet. Die Patienten beider Gruppen verbesserten sich, die Patienten der Schnellkrafttrainingsgruppe verbesserte sich deutlich mehr hinsichtlich ihrer komfortablen (jedoch nicht hinsichtlich ihrer schnellstmöglichen) Gehgeschwindigkeit. Im TUG und im FAC gab es keine statistisch signifikanten Gruppenunterschiede. Zu den anderen geplanten Parametern wie Mobilität und Lebensqualität finden sich keine Auswertungen. In weiteren Auswertungen, die vorab im Studienprotokoll nicht geplant waren, zeigte sich, dass vor allem das paretische Bein sich in der Schnellkrafttrainingsgruppe hinsichtlich Schnellkraft mehr verbesserte als das nicht paretische Bein.


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Schlussfolgerung

Ein Schnellkrafttraining scheint bei Patienten der subakuten Phase nach Schlaganfall mit leichten Einschränkungen der Gehfähigkeit und ohne Komplikationen durchführbar und umsetzbar.


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