Journal Club AINS 2019; 08(04): 242-251
DOI: 10.1055/a-0854-2353
Leitlinien in der Praxis
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Leitlinien kompakt: Perioperative Versorgung demenzkranker Patienten

Anna Mende
,
Cynthia Olotu
,
Rainer Kiefmann
Further Information

Publication History

Publication Date:
06 December 2019 (online)

Im März 2019 veröffentlichte die Association of Anaesthetists of Great Britain and Ireland Leitlinien zur perioperativen Versorgung demenzkranker Patienten [1]. Die Leitlinien stehen im unmittelbaren Zusammenhang zu den 2014 publizierten Leitlinien der perioperativen Versorgung älterer Patienten [2]. Die nachfolgende Übersicht setzt sich mit den Empfehlungen auseinander und ordnet sie in den klinischen Kontext Deutschlands ein.

Fazit

Take Home Message

Zusammenfassend lässt es sich sagen, dass die Medikamentengabe möglichst titriert nach Wirkung unter Monitoring erfolgen sollte. Eine zu tiefe Narkose soll zur POD-Prävention mittels EEG-basiertem Neuromonitoring verhindert werden [27].

Kernaussagen der britischen Leitlinien
  • Patienten mit kognitiver Beeinträchtigung sollen den gleichen Zugang zur medizinischen Versorgung haben wie Patienten ohne kognitive Einbußen.

  • Ein präoperatives Assessment soll bereits im Vorfeld Patienten mit kognitiver Funktionsstörung erfassen, sodass der weitere Behandlungsablauf an ihre Bedürfnisse angepasst werden kann.

  • Patienten und ihre Angehörige sollen präoperativ über mögliche perioperative kognitive Veränderungen aufgeklärt werden.

  • Das kognitive Assessment und der angepasste Behandlungsablauf sollen sowohl für die geplanten als auch für die Notfalloperationen gelten.

  • Angehörige und Betreuer sollen in den gesamten perioperativen Prozess einbezogen werden.

  • Angehörige und Betreuer sollen ermutigt werden, den Patienten in die perioperative Umgebung (Aufklärungsgespräche, Aufwachraum, Station etc.) zu begleiten.

  • Die Anästhesie sollte möglichst wenig Einfluss auf die perioperative kognitive Funktion ausüben.

  • Anästhesisten sollen ein Teil des multidisziplinären Teams sein und sich in den gesamten Behandlungsablauf einbringen.

  • Innerhalb einer Anästhesieabteilung sollte es eine/n Spezialistin/en mit Führungsfunktion für Patienten mit kognitiven Einschränkungen geben.

  • Das Behandlungsteam soll regelmäßig im Erkennen und Behandeln von Schmerz bei Patienten mit kognitiver Beeinträchtigung geschult werden.