Der Klinikarzt 2019; 48(05): 176
DOI: 10.1055/a-0883-4152
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Periphere arterielle Verschlusskrankheit, Karotis- und Nierenarterienstenose

Christiane Tiefenbacher
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Publication Date:
21 May 2019 (online)

Nach aktueller Datenanalyse steigt die Zahl von Patienten, die aufgrund einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) behandelt werden, in Deutschland stetig an. Gleichzeitig wächst die Erkenntnis, daß die pAVK eine besonders risikobehaftete Form der Atherosklerose darstellt. Fast jeder zweite pAVK-Patient leidet auch an einer koronaren Herzerkrankung. Dies führt zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit diesem lange Zeit wenig wahrgenommenem Krankheitsbild. In den letzten 3 Jahren wurden unter der Mitarbeit einer Vielzahl von Fachgesellschaften neue Leitlinien auf deutscher (2016), amerikanischer (2017) und zuletzt europäischer (2018) Ebene zum Thema Diagnostik, Therapie und Nachsorge der arteriellen Verschlusskrankheit verabschiedet.

Unter dem Begriff „periphere arterielle Verschlusskrankheit“ wird in der Regel die atherosklerotische Erkrankung von Becken- und Beinarterien im Gegensatz zur koronaren Atherosklerose verstanden. Letzendlich beinhaltet der Begriff aber eine potenzielle Erkrankung aller peripheren Arterien wie Karotiden, Nierenarterien, Viszeralarterien, Armarterien etc. In der aktuellen ESC-Leitlinie wird zur besseren Abgrenzung einer Erkrankung der Arterien der unteren Extremitäten neu der Begriff „LEAD“ (lower extremity arterial disease) eingeführt. Während sich die deutsche S3-Leitlinie vorwiegend mit dem Thema „LEAD“ auseinandersetzt, greift die europäische Leitlinie auch andere Gefäßregionen mit auf und zieht außerdem viele Parallelen zu Herzerkrankungen. Empfohlen wird beispielsweise aufgrund der hohen Komorbiditäten ein routinemäßiges Screening von Herzpatienten auf pAVK und von pAVK-Patienten auf KHK und Herzinsuffizienz.

Zur konservativen Therapie der pAVK gibt es eine Anzahl neuer oder aktualisierter Empfehlungen, die Prof. Erbel im Folgenden darstellt. Dies betrifft vor allem Empfehlungen zur Sekundärprophylaxe der Atherosklerose im Hinblick auf Lebensstiländerung und medikamentöse Therapie mit – durch aktuelle Studien bei pAVK-Patienten (EUCLID, COMPASS) – besonderem Fokus auf Antikoagulation und Thromboyzytenaggregation. Enorm entwickelt hat sich in den letzten Jahren aber auch die interventionelle Gefäßtherapie, die in vielen Fällen eine Operation überflüssig macht – wie Prof. Blessing in seinem Beitrag ausführlich erläutert.

Die interventionelle Therapie ist mittlerweile auch fest etablierter Bestandteil der Behandlung der Karotisstenose. Durch eine Reihe wissenschaftlicher Untersuchungen mit Vergleich einer operativen versus einer interventionellen Therapie mit langem Nachbeobachtungszeitraum können hier heute klare Empfehlungen gegeben werden. Dies legt Prof. Mudra in seinem „state of the art“-Beitrag dar.

Zur Thematik der Nierenarterienstenose, besprochen von Prof. Zeller, gab es in den letzten Jahren vor allem 2 neue Studien, deren Ergebnisse zur Diskussion Anlass geben.

Die Autoren der hier präsentierten Beiträge laden Sie ein, sich kurzweilig mit wesentlichen und aktuellen Aspekten der peripheren Atherosklerose vertraut zu machen – Ihre Patienten werden es Ihnen danken.