Gesundheitswesen 2020; 82(04): 333-338
DOI: 10.1055/a-0885-1713
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Akzeptanz verbindlicher Vorsorgeuntersuchungen – Ergebnisse einer Elternbefragung in Hessen

Acceptance of Binding Preventive Examinations: A Survey of Parents in Hessen
Jaquelin Santos
1   Hessisches Kindervorsorgezentrum, Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Frankfurt
,
Ulrich Klein
1   Hessisches Kindervorsorgezentrum, Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Frankfurt
,
Stefan Herb
2   Referat V 4 – Prävention, Suchthilfe Hessisches Ministerium für Soziales und Integration, Wiesbaden
,
Matthias Kieslich
1   Hessisches Kindervorsorgezentrum, Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Frankfurt
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Publication History

Publication Date:
04 June 2019 (online)

Ziel der Studie 2008 trat in Hessen das Hessische Kindergesundheitsschutz-Gesetz in Kraft. Seither ist die Wahrnehmung der Früherkennungsuntersuchungen U1 bis U9 verpflichtend. Die Umsetzung des Gesetzes obliegt dem Hessischen Kindervorsorgezentrum (HKVZ), welches Eltern und Erziehungsberechtigte zu den anstehenden Untersuchungen (U4 bis einschließlich U9) einlädt. Um eine Rückmeldung bezüglich dessen Arbeit und Informationen über die Akzeptanz des Gesetzes zu erhalten, wurde erstmals im Rahmen des Qualitätsmanagements eine Befragung der Eltern und Erziehungsberechtigten durch das HKVZ durchgeführt. Hierbei wurden folgende Fragestellungen geklärt: Wie ist die Akzeptanz der gesetzlich verpflichtenden Vorsorgeuntersuchungen bei hessischen Eltern? Wie steht es um den Bekanntheitsgrad und die Limitierung des Gesetzes?

Methodik Zusätzlich zur Einladung für die U7a haben alle Eltern und Erziehungsberechtigten im Rahmen der Befragung einen Fragebogen erhalten, den sie ausgefüllt und portofrei an das HKVZ zurücksenden sollten. Es handelte sich um eine schriftliche und anonyme Befragung. Die Auswertung erfolgte im HKVZ.

Ergebnisse Besonders hervorzuheben sind 3 resultierende Ergebnisse: Die Frage, ob im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung gesundheitliche Probleme beim Kind festgestellt wurden, beantworteten 8,94% der Eltern und Erziehungsberechtigten mit „Ja“. Daraus ließe sich schließen, dass bei nahezu jedem neunten im Rahmen einer Vorsorge untersuchten Kind gesundheitliche Problematiken festgestellt wurden. Angegebene Gründe für eine verpasste Vorsorgeuntersuchung waren vergleichsweise trivial. 96,53% der Befragten hatten bisher keine Vorsorgeuntersuchung verpasst, nur 2,88% beantworteten diese Frage mit „Ja“ und 0,59% haben hier keine Angaben gemacht. Als häufigster Grund für eine verpasste Untersuchung wurde mit 1,59% angegeben, dass diese einfach „vergessen“ wurde. Mit 1,12% wurden in der Kategorie „sonstiges“ eine Erkrankung des Kindes, sowie Auslandsaufenthalte als häufigste Gründe für eine verpasste Vorsorgeuntersuchung genannt. Bei 0,35% war der Grund Schwierigkeiten bei der Terminvereinbarung mit dem Arzt. Der Bekanntheitsgrad des Hessischen Kindergesundheitsschutz-Gesetzes lag bei 94,12% der Befragten. Die positiven Bewertungen der durch das HKVZ versendeten Briefe (84,06% gut bis sehr gut) spiegelt die Akzeptanz des Gesetzes wieder. Im Hinblick auf weitere Zahlen bezüglich der Effektivität der klinischen Kindervorsorgeuntersuchungen, zeigt die Limitierung der Studie, dass es wichtig wäre, in diesem Kontext weitere klinische Versorgungsforschungsstudien durchzuführen.

Abstract

Objective In 2008, the Child Health Protection Act (Kindergesundheitsschutz-Gesetz) became effective in Hesse. Since then, participation in the early screening examinations U1 to U9 in Hesse is obligatory. The implementation of the law is part of the responsibility of the Hessian Children's Preventive Healthcare Centre (Hessisches Kindervorsorgezentrum (HKVZ)), which invites parents and legal guardians to each examination from U4 up to and including U9. To obtain information on the acceptance of the law, the HKVZ carried out for the first time a survey of parents and legal guardians as part of their quality management. The following questions were raised: How well accepted are obligatory check-ups by Hessian parents? What is the degree of popularity and the limitation of such a law?

Method Along with the letter of invitation to participate in U7a, all parents and legal guardians received an anonymous survey questionnaire to be filled out and returned to the HKVZ. The evaluation took place in the HKVZ.

Results Especially noteworthy are 3 results of the survey: When asked if health problems were detected during the check-ups, 8.94% of the parents and legal guardians answered the question with a "yes". Almost every ninth child examined was found to have health problems during the check-up. The reasons for a missed check-up were comparatively trivial. 96.53% of the respondents had not missed a check-up, only 2.88% answered this question with a "yes" and 0.59% did not give any information here. The most frequent reason for a missed examination with 1.59% was that it was simply "forgotten". In the category "other", 1.12% mentioned a disease of the child or a stay abroad as the most frequent reason for a missed check-up. Difficulty in making an appointment with the pediatrician (0.35% was another reason. The high level of awareness of the Hessian Child Health Protection Act (94.12% of respondents) and the positive ratings of the letters sent by the HKVZ (84.06% good to very good) reflect its acceptance. Further research is needed to confirm the effectiveness of such preventive health care examinations.

 
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