Was ist neu?
Diagnostik Die im Herbst 2019 veröffentlichte, überarbeitete ESC-Leitlinie erleichtert die rasche
Identifikation von Patienten mit Hochrisiko-Lungenarterienembolie (LE) durch eine
präzisierte Definition von hämodynamischer Instabilität. Bei hämodynamisch stabilen
Patienten kann durch die Anwendung von risikoadaptierten D-Dimer-Grenzwerten eine
unnötige CT-Bildgebung vermieden werden. Dies gilt auch für den Ausschluss einer LE
in der Schwangerschaft.
Risikostratifizierung Auch bei Patienten, die anhand klinischer Scores als Niedrigrisiko-LE eingestuft
werden, liefern Zeichen einer Dysfunktion des rechten Ventrikels (RV) in der Bildgebung
und erhöhte Troponin-Spiegel prognostische Informationen. Klinische, laborchemische
und bildgebende Parameter sollten daher bei allen Patienten mit LE zur Beurteilung
des Risikos für Komplikationen in der Akutphase berücksichtigt werden.
Akuttherapie Die Ergebnisse der HoT-PE-Studie zeigen, dass Patienten mit niedrigem Risiko und
fehlenden Hinweisen auf eine RV-Dysfunktion frühzeitig aus dem Krankenhaus entlassen
werden können. Die Betreuung von hämodynamisch instabilen Patienten sollte durch interdisziplinäre
Pulmonary Embolism Response Teams koordiniert werden.
Antikoagulation Nicht-Vitamin-K-abhängige Antagonisten (NOAKs) werden als Therapie der Wahl für die
therapeutische Antikoagulation nach LE empfohlen. Die Dauer der Antikoagulation sollte
mindestens 3 Monate betragen und eine verlängerte Antikoagulation für alle Patienten
ohne starken auslösenden reversiblen Faktor erwogen werden. Die Dosierung von Apixaban
und Rivaroxaban kann nach mindestens 6-monatiger therapeutischer Antikoagulation reduziert
werden. Krebspatienten können alternativ zu niedermolekularem Heparin (NMH) mit Edoxaban
(oder Rivaroxaban) behandelt werden; bei Patienten mit gastrointestinalen Tumoren
muss jedoch das höhere Blutungsrisiko beachtet werden.
Abstract
Pulmonary embolism (PE) is a life-threatening disease and the third most frequent
cardiovascular cause of death after stroke and myocardial infarction. The annual incidence
is increasing. The recently published 2019 guidelines of the European Society of Cardiology
integrate numerous new study findings and provide updated diagnostic and therapeutic
algorithms. A standardized diagnostic approach based on clinical probability, D-dimer
levels, compression sonography of the leg veins and (if necessary) CTPA should also
be applied in pregnant patients with suspected PE. Assessment of right ventricular
function on imaging should be part of risk stratification in every patient; the RV/LV
diameter ratio can be assessed on CTPA performed for diagnosis of PE. Low risk patients
are eligible for home treatment if no other reasons for hospitalization are present.
Treatment decision for hemodynamically unstable patients should be made by interdisciplinary
Pulmonary Embolism Response Teams. NOACs are recommended as the therapy of choice
for anticoagulation of patients with PE. The duration of anticoagulation should be
at least 3 months and prolonged anticoagulation should be considered for all patients
without a strong triggering reversible risk factor.
Schlüsselwörter
Lungenembolie - Diagnose - Risikostratifizierung - Behandlung - Antikoagulation
Key words
pulmonary embolism - diagnosis - risk stratification - treatment - anticoagulation