Dialyse aktuell 2019; 23(10): 427
DOI: 10.1055/a-0986-6180
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die Mischung macht’s

Christian Schäfer
1   Stuttgart
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Publication Date:
18 December 2019 (online)

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Die berufliche Pflege in Deutschland muss aufgewertet werden – das ist eine der Kernbotschaften der im November 2019 veröffentlichten Studie „Langzeitpflege im Wandel“ der Bertelsmann Stiftung. Um den sich vor dem Hintergrund der alternden Gesellschaft immer mehr aufschaukelnden Pflegenotstand abzufedern, seien laut der mit der Untersuchung beauftragten Prognos AG Berlin „eine Stärkung der Eigenverantwortung von Pflegefachpersonen“ und der „Einsatz von mehr hochschulisch qualifizierten Pflegekräften und Advanced Practice Nurses“ notwendig.

In Zusammenhang mit dem seit Jahren immer drängender werdenden Problem der fehlenden Fachkräfte im pflegerischen Bereich ist diese Erhebung sehr wichtig. Denn je mehr Studien dies adressieren, aufzeigen und belegen, umso besser kann in diese Richtung argumentiert werden. Und umso mehr besteht auch ein Druck, dies politisch in Maßnahmen umzusetzen. Es hat sich zwar in den letzten Monaten schon einiges in dieser Richtung getan (z. B. innerhalb der Konzertierten Aktion Pflege (KAP), ich erwähnte dies auch schon in diversen Editorials). Aber es zeichnet sich ab, dass die bisher umgesetzten und geplanten Maßnahmen noch nicht vollkommen ausreichen werden, um den künftigen Herausforderungen gut gewappnet entgegen treten zu können.

Die in der Bertelsmann-Studie befragten Experten empfehlen hierzu wie oben schon angedeutet u. a. einen Qualifikationsmix in der Pflege: So wäre eine bestimmte Mischung aus Pflegekräften mit Bachelor- und Master-Abschluss, die es in Deutschland bisher viel zu wenig gibt, und Pflegefachkräften sowie Pflegehelfern ideal. Durch die dann teils akademisch ausgebildeten Pflegekräfte wäre eine wissenschaftlichere Herangehensweise und Verbesserung der pflegerischen Tätigkeiten einfacher möglich, als dies heute der Fall ist. Dies hätte dann auch das Potenzial, die Qualität der Pflege und damit die Patientenversorgung zu verbessern.

Dass viele Pflegekräfte ihren Beruf endlich auch professioneller ausüben möchten, stellte laut „Ärzte Zeitung“ Christine Vogler, Vizepräsidentin des Deutschen Pflegerats (DPR), bei der Hauptversammlung des Marburger Bundes im November in Berlin eindrücklich dar: Vogler möchte, dass das Leistungsrecht für Pflege- und Gesundheitsberufe geöffnet und eine neue allgemeine Versorgungsebene eingeführt wird. Somit solle die therapeutische Gesamtverantwortung für die Patienten zwischen den verschiedenen Berufen aufgeteilt werden. In Kombination mit den Forderungen aus der Bertelsmann-Studie formieren sich hier mehrere Argumentationen, die in dieselbe Richtung zielen. Man darf gespannt sein, was sich hieraus noch ergibt!

Einen Mix an Möglichkeiten hat und benötigt man ebenfalls, wenn man sowohl das akute Nierenversagen als auch die renale Anämie behandeln möchte. Auch hier ist es sehr wichtig, dass die therapeutischen Maßnahmen zur richtigen Zeit und in der korrekten Dosierung sowie Häufigkeit angewandt werden. Um diese beiden komplexen Themen konzentriert und übersichtlich für Sie darzustellen, haben wir die vorliegende Ausgabe der „Dialyse aktuell“ dem Schwerpunkt „akutes Nierenversagen“ und das beiliegende Supplement „Im Fokus“ der „Therapie der renalen Anämie“ gewidmet. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre der beiden Publikationen sowie frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!