Zeitschrift für Palliativmedizin 2019; 20(06): 271-272
DOI: 10.1055/a-0990-1528
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

25 Jahre DGP – ein Festjahr geht zu Ende – für die kommenden 25 Jahre gut aufgestellt

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Publication Date:
30 October 2019 (online)

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Prof. Dr. Claudia Bausewein
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Dr. Bernd Oliver Maier

Mit dem zu Ende gehenden Jahr schaut die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) auf eine Reihe verschiedener Veranstaltungen und Veröffentlichungen im Rahmen ihres 25-jähriges Bestehens. Es wurde immer wieder zum Ausdruck gebracht, welche rasante Entwicklung die Palliativmedizin in Deutschland in den letzten Jahrzehnten genommen hat und wie sehr die DGP diese Entwicklung mitgestaltet hat.

Wenn auch nicht offizieller Teil des Festjahres, so waren die „vier Tage im Mai“ mit dem 16. Weltkongress der EAPC in Berlin, der von der DGP organisiert wurde, das erste große Highlight des Jahres. Dieser bisher größte internationale Palliativkongress unter dem Thema „Global palliative care – shaping the future“ spiegelte die internationale Vernetzung der DGP wider und lockte über 3000 Teilnehmer aus der ganzen Welt nach Berlin. Zudem wurde mit Prof. Dr. Christoph Ostgathe bereits das zweite Mitglied der DGP zum Präsidenten der EAPC gewählt.

Im Vorfeld des europäischen Kongresses fand der diesjährige Mitgliedertag der DGP statt. Neben dem Austausch der Arbeitsgruppen und Sektionen brachte die Podiumsdiskussion zum Thema „Palliativversorgung – Grundausbildung für alle oder Feld für Spezialist*innen?“ lebhafte Diskussionen über die zukünftige Entwicklung der Palliativmedizin mit dem Spannungsbogen zwischen Implementierung der Palliativmedizin in die Breite und gleichzeitiger Forderung nach mehr Spezialisierung, wie z. B. dem Facharzt für Palliativmedizin. Aber auch die Frage, wie wir junge Kolleg*innen aus den verschiedenen Professionen für das Fach begeistern und ihnen auch im Rahmen ihrer Aus- und Weiterbildung bereits eine Perspektive bieten können, beschäftigte die Mitglieder. Gerade hier zeigte die Bereitschaft, innerhalb der Gesellschaft auch unterschiedliche Positionen wertschätzend und sachlich zu diskutieren, wie erwachsen die DGP in den 25 Jahren geworden ist. Die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an Monika Müller und Martina Kern in diesem Rahmen setzte dabei auch noch einmal ein wichtiges Zeichen, dass das multiprofessionelle Selbstverständnis, bei aller notwendigen internen Diskussion über den besten Weg diese zu leben, unverzichtbares Fundament unserer Arbeit ist. Der Mitgliedertag endete mit einem einzigartigen Fest für die Mitglieder anlässlich des Jubiläums.

Ein weiterer Höhepunkt war der offizielle Festakt zum 25-jährigen Jubiläum am 12. September 2019 in Berlin. Vertreter aus Politik, Kostenträgern und kooperierenden Institutionen kamen mit DGP-Mitgliedern zusammen, um im Museum für Kommunikation die Meilensteine der letzten 25 Jahre noch einmal Revue passieren zu lassen. Unter die vielen aktiven Mitglieder mischten sich Pioniere aus den ersten Jahren, Gründungsmitglieder, frühere Präsidenten und Vorstandsmitglieder. Der philosophische Festvortrag von Dr. Celina von Bezold mit dem Thema „Aushalten – Festhalten – Haltung zeigen?“ erinnerte uns an die tieferen Dimensionen des Umgangs mit Leid und Leben. Wie verhalten wir uns zu Sterben und Tod? Wie unterstützen wir unsere Patienten und die Angehörigen, sich zu Sterben und Tod zu verhalten und noch viel mehr zu ihrem Leben und den auch bei aller zeitlichen Begrenztheit möglichen inneren Prozessen. Sören Kierkegaards Zitat „Ich bin und habe zu sein“ spiegelt das Spannungsfeld zwischen Sein und Tun, Lassen und Aktivität, auf sich bezogen sein und in Beziehung zu anderen sein in der Begleitung von schwerkranken und sterbenden Menschen und unsere Haltung in der Hospizarbeit und Palliativversorgung wider.

Bei allem Blick auf die Entwicklung der DGP in den letzten 25 Jahren und die Errungenschaften im deutschen Gesundheitssystem, darf es nicht bei der „Nabelschau“ bleiben oder, um mit Kierkegaard zu sprechen, beim „ich bin“. Vielmehr stellt die Zukunft viele Herausforderungen für die weitere Entwicklung der Palliativversorgung, wir „haben also auch zu sein“. Oder wie der Präsident der DGP, Prof. Dr. Lukas Radbruch, in der neuen Broschüre über die DGP schrieb: „Ausruhen? Nein danke!“ Viele Aufgaben stehen vor uns: die weitere Umsetzung der Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland, die Implementierung der erweiterten und aktualisierten Leitlinie „Palliativmedizin für Patienten mit einer nicht heilbaren Krebserkrankung“, die Sicherung der Finanzierung und Qualität palliativmedizinischer Angebote, die gesellschaftliche Diskussion um assistierten Suizid und Sterbehilfe u. v. m. Wir werden dies nicht allein als Fachgesellschaft leisten können, sondern brauchen die enge Anbindung und Abstimmung mit anderen Fachgesellschaften, den Kostenträgern und der Politik. Hier hat sich die DGP über die Jahre, gerade auch durch die kontinuierlichen Aktivitäten der Geschäftsführer, Thomas Schindler und Heiner Melching, und das Engagement des Vorstands, Respekt und politisches Gewicht erarbeitet und ist anerkannte Gesprächspartnerin in Ministerien und verschiedenen Gremien, Verhandlungspartnerin mit Kostenträgern und Beraterin von Leistungserbringern und Betroffenen. Wir werden all diese Herausforderungen dann am besten meistern, wenn wir den Weg des offenen Dialogs intern konsequent weitergehen und auf Grundlage unserer Kompetenz, Evidenz und unserer Werte den sachlichen Dialog nach extern führen.

Im Jubiläumsjahr hat die DGP ihr 6000. Mitglied begrüßen können. Dies ist Rückhalt und Auftrag zugleich, sich den Herausforderungen der nächsten 25 Jahre zu stellen, unter Wahrung der Tradition neue Schritte zu gehen immer das Wohl unserer Patienten und ihrer Angehörigen im Auge.

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Prof. Dr. Claudia Bausewein

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Dr. Bernd Oliver Maier