Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2020; 55(06): 394-404
DOI: 10.1055/a-0992-2814
Fortbildung

Der onkologische Patient: relevante Aspekte für die Anästhesie

Cancer Patients: Relevant Aspects for Anesthesiology
Johanna Ohnesorge
,
Markus A. Weigand

Zusammenfassung

Onkologische Operationen stellen einen Großteil der chirurgischen Eingriffe dar. Daher ist es für die anästhesiologische Tätigkeit unabdingbar, Kenntnisse über Nebenwirkungen und spezielle Risiken onkologischer Therapiekonzepte zu erwerben. Dieser Artikel bietet eine praxisnahe Grundlage für Anästhesisten in der Betreuung onkologischer Patienten und stellt Chemo- und Immuntherapeutika und deren anästhesierelevante Nebenwirkungen vor.

Abstract

Surgical oncology makes up an essential part of all surgical procedures performed. Anesthetists can contribute significantly to the treatment success by a thorough pre-operative assessment of patients. Cancer patients are not only in general at higher risk for thrombosis and anemia but can also suffer from a plethora of adverse effects from modern cancer drugs. Hence, it is the responsibility of anesthetists to gather knowledge about the changes in organ systems due to the rapidly increasing list of anti-cancer agents. This article serves as a review from anesthetists to anesthetists conveying the important aspects for taking a comprehensive patient history as well as summarizing the adverse events of major drug classes currently in use in oncology.

Kernaussagen
  • Onkologisch vortherapierte Patienten müssen präoperativ sorgfältig untersucht und anamnestisch evaluiert werden.

  • Insbesondere kardio- und pneumotoxische Nebenwirkungen sind im operativen Umfeld unmittelbar relevant und bedürfen einer sorgfältigen Kreislauf- und Beatmungsüberwachung.

  • Nach kardiotoxischer Chemotherapie fallen die Anästhetika-bedingten Blutdruckabfälle oft trotz echokardiografisch normaler Pumpfunktion wesentlich größer aus.

  • Nach Anwendung von Bleomycin/Busulfan soll die inspiratorische Sauerstofffraktion (FiO2) möglichst niedrig gehalten werden (Ziel-SpO2 > 90%).

  • Vor rückenmarknahen Anästhesieverfahren ist besonders sorgfältig auf bereits bestehende Neuropathien sowie auf die Gerinnungskontrollen zu achten.

  • Die neuartigen Immuntherapeutika bieten ein immunbasiertes Nebenwirkungsprofil, welches sehr vielfältig ist und multiple Organsysteme v. a. inflammatorisch beeinträchtigen kann.

  • Viele Chemotherapeutika wirken QTc-Zeit-verlängernd, weshalb das EKG vor Verwendung QTc-Zeit-beeinflussender Medikamente (z. B. 5-HT3-Rezeptor-Antagonisten) besonders aufmerksam beachtet werden sollte.



Publication History

Article published online:
26 June 2020

Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York