Geburtshilfe Frauenheilkd 2019; 79(10): 1029-1032
DOI: 10.1055/a-0998-4952
GebFra Magazin
Geschichte der Gynäkologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

„Er war ein Damenmann …“ – frauenheilkundliche Aspekte im Werk Theodor Fontanes (1819 – 1898)

Matthias David
,
Andreas D. Ebert
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Publication Date:
22 October 2019 (online)

„Er war ein Damenmann, aber ganz in den richtigen Grenzen. Ärzte, die das vergessen, gehen unter, und es kann auch nicht anders sein; unsere Frauen, wenigstens die aus der Gesellschaft, haben immer noch einen guten Fond …“ [1] – mit diesen Worten empfiehlt Luise von Briest ihrer Tochter Effi Geheimrat Dr. Rummschüttel. Dieser soll konsultiert werden, um eine von Effi als „Rheumatismus“ bezeichnete, tatsächlich aber eindeutig vorgetäuschte Erkrankung zu kurieren, was von Rummschüttel schnell als „schulkrank und mit Virtuosität gespielt …“ durchschaut wird [1].

„Effi Briest“ ist zweifellos neben den „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ das bekannteste Werk Theodor Fontanes (1819 – 1898), dessen 200. Geburtstag in diesem Jahr begangen wird ([Abb. 1]).

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Abb. 1 Fontane-Denkmal des Bildhauers Max Wiese (1846 – 1925) in Neuruppin.(Foto: M. David)

„Theodor Fontane, geboren am 30.12.1819 zu Neuruppin, war ursprünglich Apotheker, widmete sich später der Literatur, lebte als Schriftsteller bald in Berlin, bald in seiner Vaterstadt und war an der Redaktion der ‚Neuen preußischen Zeitung‘ und an anderen Zeitungen als vortrefflicher Feuilletonist beteiligt. 1874 wurde er zum ständigen Sekretär der Akademie der Künste in Berlin ernannt, diese Stellung gab er 1875 wieder auf, um sich aufs Neue ganz der Literatur zu widmen …“ [2]. Fontane, Erzähler, Lyriker, Balladendichter, Theaterkritiker, Journalist und bedeutendster deutscher kritisch-realistischer Romancier des 19. Jahrhunderts verdankt seinen Ruhm und seine eigentliche Bedeutung für die deutsche Literatur den 20 Romanen und Erzählungen, die er erst als fast 60-Jähriger zu schreiben begann [3].

 
  • Literatur

  • 1 Fontane T. Effi Briest. Stuttgart: Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG; 2002
  • 2 Meyers Konversations-Lexikon. Vierte, gänzlich veränderte Auflage. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts; 1887
  • 3 Albrecht G, Böttcher K, Greiner-Mai H, Krohn. Paul G. Hrsg. Lexikon deutschsprachiger Schriftsteller von den Anfängen bis zur Gegenwart. Band 1. Leipzig: VEB Bibliographisches Institut; 1974
  • 4 Berbig R. „[…] ein Stück Doktor“ und „‚geschätzter Dichter‘ beim Pillendrehen“ Theodor Fontane auf medizinisch-pharmazeutischem Terrain. Ein Vortrag. Fontane Blätter 2015; 100: 112-127
  • 5 Dieterle R. Theodor Fontane. Biografie. München: Carl Hanser Verlag; 2018
  • 6 Wilkes J. Effi Briest – die Dynamik einer Scheidung. Zum 100. Todestag von Theodor Fontane. System Familie 1998; 11: 179-183
  • 7 Bender N. Kampf der Paradigmen – die Literatur zwischen Geschichte, Biologie und Medizin. Flaubert, Zola, Fontane. Heidelberg: Universitätsverlag Winter; 2009
  • 8 Hettche W. „Jott, die Doktors“. Ärzte und Patienten bei Stifter, Storm, Fontane und Raabe. In: Ecker H-P, Titzmann M. Hrsg. Realismus-Studien. Hartmut Laufhütte zum 65. Geburtstag. Würzburg: Ergon-Verlag; 2002: 61-71
  • 9 Grawe C. Führer durch Fontanes Romane. Ein Lexikon der Personen, Schauplätze und Kunstwerke. Stuttgart: Philipp Reclam jun. GmbH & Co.; 1996
  • 10 Trautmann F. Von dem Arzt und der Krankheit der Effi Briest. Zeitschrift für Psychosomatische Medizin 1960; 7: 65-68
  • 11 Reuter HH. Einleitung. In: Theodor Fontane. Werke in fünf Bänden. Erster Band. Berlin, Weimar: Aufbau-Verlag; 1983: V-CXXI
  • 12 Spinnen B. Und alles ohne Liebe. Theodor Fontanes zeitlose Heldinnen. Frankfurt am Main: Schöffling & Co.; 2019
  • 13 von Faber-Castell K. Arzt, Krankheit und Tod im erzählerischen Werk Theodor Fontanes. Dissertation. Zürich: Juris Druck und Verlag; 1983
  • 14 Schafarschik W. Erläuterungen und Dokumente. Theodor Fontane. Effi Briest. Stuttgart: Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG; 2002
  • 15 Greve G. Theodor Fontane „Effi Briest“. Die Entwicklung einer Depression. Jahrbuch der Psychoanalyse 1986; 18: 195-220
  • 16 Fontane T. Irrungen, Wirrungen. Stuttgart: Philipp Reclam jun. GmbH & Co.; 1994
  • 17 Fritsch H. Wredens Sammlung kurzer medizinischer Lehrbücher, Band 1. Die Krankheiten der Frau. Braunschweig: Verlag von Friedrich Wreden; 1881
  • 18 Fontane T. Cécile. Stuttgart: Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG; 1982
  • 19 Diezemann N. Die Kunst des Hungers. Essstörungen in Literatur und Medizin um 1900. Berlin: Kulturverlag Kadmos; 2007
  • 20 Fischer-Dückelmann A. Die Frau als Hausärztin. Ein ärztliches Nachschlagebuch. München: Süddeutsches Verlags-Institut; 1919
  • 21 Haberer A. Zeitbilder. Krankheit und Gesellschaft in Theodor Fontanes Romanen Cécile (1886) und Effi Briest (1894). Würzburg: Königshausen & Neumann; 2012
  • 22 Weber L. „Fliegen und Zittern“. Hysterie in Texten von Theodor Fontane, Hedwig Dohm, Gabriele Reuter und Minna Kautsky. Bielefeld: Aisthesis Verlag; 1996
  • 23 Fontane T. Die Poggenpuhls. Stuttgart: Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG; 2002