Kinder- und Jugendmedizin 2020; 20(02): 120
DOI: 10.1055/a-1066-5091
Buchbesprechung
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Jugend Sucht: Ein Präventionsbuch – Ehemals Abhängige berichten

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Publication Date:
17 April 2020 (online)

Christoph Möller. Jugend Sucht: Ein Präventionsbuch – Ehemals Abhängige berichten. Stuttgart: Kohlhammer 2019. 143 Seiten, 20,00 Euro, ISBN 9783170365599

Christoph Möller legt mit der 5. Auflage seines zum Standardwerk gewordenen Büchleins eine komplette neue Überarbeitung und Aktualisierung vor. Während sich die grundlegenden Themen der Suchtentstehung und der gesellschaftlichen sowie individuellen Probleme bei Jugendlichen mit Suchterkrankungen konstant darstellen, gibt es in der Verfügbarkeit, den Zubereitungen, den Dosierungen und vielen anderen Bereichen bei den stoffgebundenen Süchten Veränderungen, auf die der Autor detailliert eingeht. Diese scheinbar abstrakten Veränderungen werden durch die hochinteressanten und prägnanten kurzen Fallgeschichten für den Leser erläutert und greifbar gemacht.

Die zunehmende Bedeutung der stoffungebundenen Verhaltenssüchte und hier insbesondere der Suchterkrankungen im Bereich der modernen Medien werden von Möller ebenfalls anhand typischer Fallbeispiele dargestellt und in ihrer aktuellen und zukünftigen Bedeutung – auch unter klassifikatorischem Aspekt der ICD-11 – erarbeitet. Dem gesamten Werk ist wie schon im Vorwort von Rainer Thomasius angedeutet, eine typische entwicklungspsychiatrische und jugendpsychiatrische Grundhaltung zu eigen, die weder Gefahren dramatisiert oder überbetont noch diese bagatellisiert und sich jeweils am Konzept der Entwicklungsaufgaben und der Entwicklungspsychopathologie orientiert. Dies heisst, dass gerade anhand der eindeutigen Fallbeispiele das individuelle Schicksal und die individuellen Ressourcen für die differenzialdiagnostische Einordnung und die Intervention zentral sind – und nicht abstrakte Gefährlichkeitsannahmen über Substanzen oder Verhaltensweisen.

Man merkt auch dieser 5. Auflage wieder an, dass die vieljährige Erfahrung der Spezialstation „Teen spirit Island” am Kinderkrankenhaus auf der Bult in Hannover die Grundlagen für das Buch liefern und sicher auch in Zukunft liefern werden. Auch diesem Band dürfte eine weite Verbreitung und gute Akzeptanz sicher sein, es ist gerade als Einführungslektüre in diese Thematik interdisziplinär gut nutzbar.

Oliver Bilke-Hentsch, Luzern