Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date 2020; 14(03): 263-274
DOI: 10.1055/a-1068-3976
Recht, Begutachtung, Qualitätssicherung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Haftungsrisiken für Krankenhausärzte

Jörg Heberer
,
Nicole Bäuml
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Publication Date:
05 June 2020 (online)

Im Rahmen der stationären Versorgung eines Patienten sehen sich die Krankenhausärzte, sei es Chefarzt, ein leitender Oberarzt, Oberarzt, Facharzt oder Arzt in Weiterbildung, diversen Risiken bei ihrer täglichen Arbeit ausgesetzt, die zu erheblichen juristischen Konsequenzen führen können. Wird bei einer ärztlichen Behandlung ein Schaden beim Patienten verursacht, kommt eine zivilrechtliche sowie eine strafrechtliche Haftung der Ärzte in Betracht.

Kernaussagen
  • Aus dem Behandlungsvertrag ergeben sich für einen Arzt zahlreiche Pflichten, bei deren schuldhafter Verletzung er zivilrechtlich grundsätzlich auf Schadensersatz und Schmerzensgeld in Anspruch genommen werden kann, wenn hierdurch ein Patientenschaden verursacht wird.

  • Sollte ein Arzt sich strafbar machen, so drohen ihm eine Geld- oder gar Freiheitsstrafe, wobei dies noch weitere Sanktionen, wie beispielsweise arbeits- und approbationsrechtliche, nach sich ziehen kann.

  • Zentrale Bedeutung kommt sowohl bei der zivil- als auch strafrechtlichen Haftung der Wirksamkeit der Einwilligung des Patienten zu, die wiederum eine ordnungsgemäße Aufklärung voraussetzt.

  • Die Einhaltung des medizinischen Facharztstandards des jeweiligen Gebiets ist der Sorgfaltsmaßstab, an dem sich ein Arzt bei der Frage, ob eine Behandlung lege artis erfolgt ist, messen lassen muss.

  • Während nachgeordnete Ärzte zivilrechtlich lediglich aus Delikt gemäß § 823 BGB haften, kann ein Chefarzt sowohl aus Delikt als auch aus Vertrag in Anspruch genommen werden, wenn ein Arztzusatzvertrag (z. B. Wahlleistungsvereinbarung) vorliegt. Vertraglich haftet der Chefarzt nicht nur für eigenes Verschulden, sondern auch für Fehler der nachgeordneten Ärzte seines Pflichtenkreises.

 
  • Literatur

  • 1 Weidenkaff W, Brudermüller G, Sprau H. et al. Bürgerliches Gesetzbuch. 77. Aufl. München: C. H. Beck; 2018: Vorb. V. § 630a Rn. 5.
  • 2 BGH. Urteil vom 20.12.2007 – III ZR 144/07.
  • 3 AG Kleve. Urteil vom 18.10.2019 – 35 C71/19 (nicht rechtskräftig). Im Internet (Stand: 14.02.2020): http://www.bld.de/News_Detailseite_Rechtsprechung.tml?News=32706
  • 4 BGH. Urteil vom 19.07.2016 – VI ZR 75/15.
  • 5 Hüttl P, Heberer J. Arzt und Recht. Berlin: Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft; 2013
  • 6 Weidenkaff W, Brudermüller G, Sprau H. et al. Bürgerliches Gesetzbuch. 77. Aufl.. München: C. H. Beck; 2018. § 630e Rn. 8
  • 7 BGH. Urteil vom 25.03.2003 – VI ZR 131/02.
  • 8 OLG Dresden. Urteil vom 15.11.2016, Aktenzeichen: 4 U 507/16.
  • 9 BGH. NJW 2015; 1601.
  • 10 Weidenkaff W, Brudermüller G, Sprau H. et al. Bürgerliches Gesetzbuch. 77. Aufl.. München: C. H. Beck; 2018. § 630a Rn. 10
  • 11 Gaidzik P, Weimer T, Huster S. et al. Krankenhausrecht. 2. Aufl.. München: C. H. Beck; 2017. § 15 Rn. 31
  • 12 BGH. Urteil vom 25.10.2011. VI ZR 139/10.
  • 13 Weidenkaff W, Brudermüller G, Sprau H. et al. Bürgerliches Gesetzbuch. 77. Aufl.. München: C. H. Beck; 2018. § 823 Rn. 4