Notaufnahme up2date 2021; 3(01): 67-80
DOI: 10.1055/a-1096-5041
Kinder, Geburt und Schwangerschaft

Akute Herzinsuffizienz und kardiogener Schock in der Kindernotaufnahme

Tobias Hannes
,
Nicolas Leister
,
Christoph Menzel

Die akute Herzinsuffizienz im Kindesalter ist ein lebensbedrohlicher Zustand. Säuglinge und Kinder können die akute Herzinsuffizienz lange kompensieren, dann aber rasch in den kardiogenen Schock verfallen. Die frühe Diagnose ist entscheidend, um eine Dekompensation bestmöglich aufzufangen. Für die Diagnosestellung dieses in der Kindernotaufnahme seltenen Krankheitsbilds sind der klinische Eindruck, die Messung der Rekapillarisierungszeit und der Nachweis einer metabolischen Azidose von wesentlicher Bedeutung.

Kernaussagen
  • Die akute Herzinsuffizienz ist in der Kindernotaufnahme ein seltener Vorstellungsgrund mit oft unspezifischer Symptomatik. Daher wird sie nicht selten beim Erstkontakt übersehen.

  • Die akute Herzinsuffizienz im Kindesalter kann innerhalb kurzer Zeit in einen lebensbedrohlichen Zustand übergehen, dem kardiogenen Schock. Dieser ist durch eine eingeschränkte Gewebeoxygenierung mit den Folgen von Organdysfunktionen gekennzeichnet. Die zügige Einleitung einer intensivmedizinischen Therapie kann lebensrettend sein.

  • Die frühzeitige Durchführung einer Echokardiografie ist wegweisend und sollte bei jedem Kind mit unklarer Schocksymptomatik durchgeführt werden.

  • Es sollte gezielt nach rasch reversiblen Ursachen wie einer Arrhythmie gesucht werden.

  • Zur bildgebenden Darstellung der pulmonalen Überwässerung kann neben der Röntgen-Thorax-Röntgenaufnahme die Lungensonografie als sensitiveres und unmittelbar patientenseitiges Verfahren verwendet werden.

  • Die kreislaufstabilisierende Therapie basiert auf der Optimierung der physiologischen Parameter Vorlast, Nachlast und Kontraktilität. Die Gabe eines Schleifendiuretikums sowie der Beginn einer inodilatativen Therapie mit Dobutamin oder Milrinon kann in der Notaufnahme begonnen werden.

  • Die nicht invasive Beatmung führt zur Verbesserung des Gasaustauschs und durch Verminderung der Atemarbeit zu einer Abnahme des Sauerstoffbedarfs. Darüber hinaus kommt es zu einer linksventrikulären Nachlastsenkung. Wenn erforderlich, kann bereits in der Notaufnahme mit einer atemunterstützenden Therapie begonnen werden, z. B. durch High-Flow-Therapie oder nicht invasive Beatmung.



Publication History

Article published online:
14 January 2021

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