Journal Club AINS 2020; 09(01): 7
DOI: 10.1055/a-1098-6375
Aktuelles

Die Gesundheit der Bevölkerung im europäischen Vergleich

Wie gesund ist die Bevölkerung in Deutschland im europäischen Vergleich? Das Robert Koch-Institut hat im Journal of Health Monitoring 4/2019 Ergebnisse der aktuellen, zweiten Welle der Europäischen Gesundheitsbefragung EHIS veröffentlicht.

Europaweit vergleichbare Gesundheitsinformationen sind eine wichtige Grundlage für evidenzbasierte Maßnahmen, um Gesundheitsherausforderungen entgegenzutreten. Außerdem können sie helfen Best-Practice-Beispiele für Interventionsansätze zu identifizieren. „Mit den Daten wollen wir dazu beitragen, die Gesundheit der Menschen weiter zu verbessern“, betont Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts. Der Fokus der Europäischen Gesundheitsbefragung liegt auf nicht übertragbaren Krankheiten.

Für die Auswertungen im Journal of Health Monitoring haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des RKI 4 Themengebiete analysiert: (1) Einschränkungen im Alter bei Aktivitäten des täglichen Lebens wie Nahrungsaufnahme oder Körperpflege, (2) die Auswirkungen der zentralen sozialen Rollen im mittleren Erwachsenenalter – Partnerschaft, Elternschaft und Erwerbstätigkeit – auf die selbst eingeschätzte Gesundheit, (3) das Gesundheitsverhalten in Abhängigkeit von der Bildung und (4) die Häufigkeit einer depressiven Symptomatik. Bei EHIS 2 war es erstmals möglich, das Vorkommen einer depressiven Symptomatik über die gesamte Spanne des Erwachsenenalters miteinander zu vergleichen. Jüngere Menschen haben demnach in Deutschland häufiger eine depressive Symptomatik als der EU-Durchschnitt (11,5 % versus 5,2 %), bei Älteren ist die Verbreitung in Deutschland mit 6,7 % geringer als im EU-Durchschnitt (9,1 %).

Die Europäische Gesundheitsbefragung ist seit der zweiten Welle für alle EU-Staaten verpflichtend und findet alle 6 Jahre statt. In Deutschland ist EHIS Teil des Gesundheitsmonitorings am RKI und wurde in die Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA 2014/2015-EHIS) integriert. In Deutschland wurden fast 25 000 Personen online oder schriftlich befragt.

Nicht übertragbare Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes mellitus und Atemwegserkrankungen sind die Haupttodesursache weltweit und auch in Deutschland. Risikofaktoren wie Rauchen, mangelnde körperliche Bewegung, schädlicher Alkoholkonsum und ungesunde Ernährung sind oftmals vermeidbar. „Präventionsansätze müssen den Einzelnen, seine Lebenswelt und die gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen in den Blick nehmen“, betont Wieler. Das RKI erweitert derzeit sein Gesundheitsmonitoring nicht übertragbarer Krankheiten. Der Aufbau einer nationalen Diabetes-Surveillance ist dabei Vorbild für weitere nicht übertragbare Krankheiten.

Weitere Informationen: http://www.rki.de/journalhealthmonitoring

Nach einer Mitteilung des Robert Koch-Instituts



Publication History

Article published online:
20 March 2020

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