PSYCH up2date 2020; 14(06): 487-498
DOI: 10.1055/a-1106-6020
Affektive Störungen

Rezidivprophylaxe der Depression: Pharmakologie

Pichit Buspavanich
,
Cornelia König
,
Mazda Adli

Bei der unipolaren Depression zeigt sich eine Rückfallwahrscheinlichkeit von 30–40 % innerhalb des ersten Jahres. Mit jedem Rezidiv steigt das Risiko für eine weitere Episode. Dieser Artikel soll einen Einblick in die Rezidivprophylaxe bei Depression geben, deren primäres Ziel es ist, das Wiederauftreten von neuen depressiven Episoden zu verhindern und einer Chronifizierung der Symptomatik entgegenzuwirken.

Kernaussagen
  • Die Depression gehört zu den am häufigsten auftretenden psychischen Erkrankungen mit vergleichsweise hohen Rezidivraten.

  • Bei der Behandlung der Depression empfiehlt es sich, nach einem strukturierten Behandlungsalgorithmus vorzugehen, um schnellere und optimierte Behandlungserfolge zu erzielen. Je nach Phase und entsprechend des Verlaufes wird bei der Behandlung einer Depression zwischen Akuttherapie, Erhaltungstherapie und Rezidivprophylaxe differenziert.

  • Prädiktoren für ein Rezidivrisiko sind: Residualsymptomatik während der Erhaltungstherapie, rezidivierende Depression (≥ 3 Episoden in Vergangenheit), hohe Rezidivraten (≥ 2 Episoden in letzten 5 Jahren), bereits eine Episode innerhalb des letzten Jahres, Dauer und Schweregrad der Episode (Suizidalität, psychotische Symptomatik), anamnestisch bekanntes Rezidiv nach Absetzen der Medikation, psychische Komorbiditäten wie Angsterkrankung oder Substanzmittelabhängigkeit, positive Familienanamnese für affektive Erkrankungen bei Verwandten 1. Grades) oder Ersterkrankungsalter vor dem 30. Lebensjahr.

  • Die S3-Leitline Unipolare Depression empfiehlt, eine prophylaktische medikamentöse Behandlung bis zu 2 Jahren nach Remission fortzusetzen. Diese sollte ein an die Bedürfnisse des Patienten und den individuellen Krankheitsverlauf angepasster Entscheidungsfindungsprozess werden, um das Wiederauftreten von neuen depressiven Episoden und die Chronifizierung der Symptomatik zu verhindern.

  • Bei der Wahl der Medikation sollte jenes präferiert werden, welches sich in der Akut- und Erhaltungstherapie als wirksam erwiesen hat. Bei vorausgegangenen Suizidversuchen empfehlen die S3-Leitlinien Unipolare Depression eine Lithiumaugmentation als Rezidivprophylaxe für mindestens 24 Monate.

  • Eine begleitend zur Psychopharmakotherapie eingesetzte störungsspezifische Psychotherapie zeigt Wirksamkeit in der Rezidivprophylaxe und führt zu einer zusätzlichen Reduzierung des Rezidivrisikos.



Publication History

Article published online:
02 November 2020

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