Vertrauen in die natürliche Geburt

„Gelassen und entspannt in den Kreißsaal“ – so lautet der Untertitel dieses Buches. In Zeiten von Personalmangel und hoher Sectiorate klingt das fast schon zynisch. Der Autor meint es jedoch ernst damit. Dr. Wolf Lütje ist Gynäkologe, Chefarzt am Hamburger Amelie-Sieveking-Krankenhaus und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Mit seinem Buch möchte er Mut machen, sich auf eine natürliche Geburt einzulassen, denn er sieht sie als Kraftquell im Leben einer Frau an.

In sieben Kapiteln schildert er daher, was es für eine natürliche Geburt braucht. Er schreibt über Vertrauen und Hingabe, aber auch über Angst und warum sie wichtig ist. Ein Kapitel gibt Entscheidungshilfen zur Wahl des Geburtsortes. Hier schreibt Lütje als Klinikarzt den bemerkenswerten Satz: „Eine Geburt braucht Intimität, denn der intimste Ort ist häufig der sicherste.“ Es folgen für die Klinikwahl eine Auswahl an Entscheidungskriterien. Ein weiteres Kapitel befasst sich mit den Gründen für einen Kaiserschnitt und hinterfragt kritisch medizinische Indikationen. Der Autor beleuchtet die Folgen der hohen Sectiorate für die Gesellschaft und geht mit dem Begriff „Sanfter Kaiserschnitt“ ins Gericht.

Weiter plädiert Lütje für eine gute Begleitung während der Geburt und gibt ausführlich Tipps, wie eine Geburt gut und glücklich werden kann. Hier ist ihm wichtig, dass Gebärende wieder auf ihr Bauchgefühl hören, dem Körpergefühl vertrauen, aber auch den Schmerz zulassen. Gemäß dem Satz von Michel Odent: „Es ist nicht egal, wie wir geboren werden“, fragt auch Lütje, ob „es einen Zusammenhang zwischen der Art und Weise, wie Menschen bei der Geburt empfangen werden, und der Friedfertigkeit einer Gesellschaft“ gibt. Er ist davon überzeugt, dass dem so ist, und will so sein Buch verstanden wissen.

Katharina Kerlen-Petri

Titel: Vertrauen in die natürliche Geburt

Autor: Dr. med. Wolf Lütje

Kategorie: Ratgeber

Verlag: Kösel

Jahr: 2016

Preis: 14,99 Euro

Publication History

Article published online:
28 April 2020