Tierarztl Prax Ausg G Grosstiere Nutztiere 2020; 48(04): 217
DOI: 10.1055/a-1178-6656
Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser, …

Marc Drillich

die moderne Rindermedizin bietet immer wieder neue Aspekte, die zeigen, wie zukunftsorientiert unser Berufsstand ist. Ich freue mich, dass wir Ihnen mit dem vorliegenden Sonderheft der Tierärztlichen Praxis hierzu in 6 Artikeln unterschiedliche Facetten vorstellen können.

Manche alltägliche Untersuchungsmethode wenden wir regelmäßig an, ohne dass wir uns darüber im Klaren sind, wie genau diese eigentlich ist. Die Arbeitsgruppe von Prof. Heuwieser hat schon vor Jahren das scheinbar banale „Fiebermessen“ exemplarisch aufgegriffen und systematisch evaluiert. Eine Übersicht der Ergebnisse und ihrer Bedeutung für die Praxis finden Sie in diesem Heft in dem Artikel von Carola Fischer-Tenhagen und Sebastian Arlt. Der Beitrag von Marian Hampe und Kollegen befasst sich ebenfalls mit der Beurteilung einer Testmethode, in diesem Fall einem Schnelltest zur Überprüfung der IgG-Versorgung von Kälbern und dem Einfluss, den die Testdurchführung auf das Ergebnis haben kann. Ich bin mir sicher, dass auch eine Überprüfung anderer, zum Teil grundlegender Untersuchungstechniken zu interessanten und teilweise überraschenden Ergebnissen führen würde, die in der täglichen Anwendung berücksichtigt werden sollten.

Während die beiden genannten Artikel eher die Untersuchung des Einzeltiers betreffen, zielt der Beitrag von Franziska Hajek und Koautoren auf die Nutzung von Blutparametern, insbesondere Haptoglobin, zur Beurteilung der Herdengesundheit ab. Als jemand, der die tierärztliche Bestandsbetreuung auch in der Lehre vertritt, weiß ich, dass zumindest bei den Studierenden mitunter das Missverständnis besteht, die Bestandsbetreuung würde das Einzeltier aus dem Auge verlieren. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen u. a. wieder einmal, dass auf Herdenebene genutzte Parameter auch „den Weg zurück“ zum Einzeltier finden können.

Ein Schwerpunktheft „Rindermedizin“ wäre ohne einen Artikel aus dem Bereich Reproduktion nicht vollständig. Hinsichtlich der Ätiologie und Pathogenese der Gebärmuttererkrankungen des Rindes hat sich das Wissen in den vergangenen Jahren vor allem durch neuere Untersuchungsmethoden der Molekular- und Mikrobiologie erheblich erweitert. Eine Übersicht hierzu gibt die Arbeit von Lisa Neubrand und Koautoren. Leser oder Leserinnen, denen dieser Artikel vielleicht zu grundlagenorientiert ist, finden eine angewandte Studie in dem Gastbeitrag aus Argentinien von Luzbel de la Sota und Mitarbeitern. In dieser Arbeit wurde über einen längeren Zeitraum und an einer großen Tierzahl die Bedeutung der Behandlung puerperaler Metritiden auf die weitere Fruchtbarkeit untersucht.

Seit Jahren schon steht die Nutztiermedizin immer wieder im Fokus der Öffentlichkeit, wenn es um Resistenzen gegenüber Antibiotika geht. Daher ist es nur folgerichtig, dass dieses Thema auch seinen Platz in diesem Heft findet. Der Artikel von Bernd-Alois Tenhagen und Mitarbeitern bietet einen detaillierten Überblick zur Antibiotikaresistenz von E. coli in unterschiedlichen Rinderpopulationen.

Die Zusammenstellung der Artikel in diesem Sonderheft ist nicht zufällig geschehen. Wie Sie am Ende der jeweiligen Arbeiten lesen können, sind die Artikel Herrn Prof. Dr. Wolfgang Heuwieser, Leiter der Tierklinik für Fortpflanzung an der Freien Universität Berlin, gewidmet, und jeder Artikel hat inhaltlich oder durch die Autoren einen direkten Bezug zu Professor Heuweiser und Teilgebieten seiner Forschung. Zu erwähnen, dass „Heu“ einer der aktivsten und international renommiertesten Professoren unseres Fachgebiets ist, und dies mit der Anzahl an Publikationen, betreuten Doktorarbeiten oder anderen „metrics“ zu beschreiben, erübrigt sich, da seine Leistungen allgemein bekannt sind – und nicht abgeschlossen! Herzlichen Glückwunsch und alles Gute!

Ich wünsche Ihnen viel Freude mit diesem Schwerpunktheft „Rindermedizin“ der Tierärztlichen Praxis!

Marc Drillich



Publication History

Article published online:
21 August 2020

© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York