Zeitschrift für Palliativmedizin 2020; 21(04): 205-219
DOI: 10.1055/a-1193-1621
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COVID-19 – Behandlungsansätze aus palliativmedizinischer Perspektive

Lukas Radbruch
,
Wiebke Nehls
,
Urs Münch
,
Bernd Oliver Maier
,
Claudia Bausewein

Subject Editor: Wissenschaftlich verantwortlich gemäß Zertifizierungsbestimmungen für diesen Beitrag ist Prof. Dr. med. Claudia Bausewein, München.
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Publication Date:
03 July 2020 (online)

Die Krankheitsverläufe einer COVID-19-Infektion sind sehr variabel und reichen von leichten Erkältungssymptomen bis zu schweren beatmungspflichtigen Pneumonien, Organversagen und einer hyperinflammatorischen Immunantwort mit möglichem Versterben. Die Begleitung der schwer kranken und sterbenden PatientInnen erfordert neben akutmedizinischer Betreuung auch palliativmedizinische Expertise.

Kernaussagen
  • Der Verlauf einer COVID-19-Erkrankung kann sehr variabel sein und hängt u. a. von Risikofaktoren wie Alter, chronischen Organerkrankungen, Adipositas und Rauchen ab.

  • Die Durchführung einer medizinischen Maßnahme braucht immer eine Indikation für ein zu erreichendes Therapieziel und das Einverständnis des/r PatientIn für die Durchführung der Maßnahme.

  • Bei der Entscheidung für eine Intensivtherapie spielt die Erfolgsaussicht eine wesentliche Rolle; die Evaluation muss immer patientenindividuell und patientenzentriert erfolgen.

  • Die Behandlung der Atemnot bei COVID-19-PatientInnen erfordert nicht medikamentöse und medikamentöse Maßnahmen.

  • Im Fall einer Ressourcenknappheit von Intensivkapazitäten soll die Priorisierung oder Triage nach der Erfolgsaussicht für die intensivmedizinische Behandlung patientenzentriert und individuell im Mehraugenprinzip entschieden werden.

  • In Zeiten der körperlichen Distanz müssen andere kreative Formen der Kontaktaufnahme gefunden werden, um die Isolation von alten und kranken Menschen zu überbrücken.

  • Vorbestehende psychosoziale Belastungen können sich in der Pandemiesituation verstärken und müssen von den Behandelnden proaktiv in die Betreuung aufgenommen werden.

  • Mitarbeitende sind in der Pandemiesituation besonders belastet; eine entsprechende Unterstützung sollte angeboten und wahrgenommen werden.

  • Trauer ist in Zeiten der Coronapandemie deutlich erschwert und mit einem erhöhten Risiko von anhaltenden Trauerstörungen assoziiert. Proaktiver und frühzeitiger Kontakt zu Trauernden kann Unterstützung anbieten und Informationen und Kontakte für Trauerhilfe vermitteln.