Z Sex Forsch 2020; 33(03): 143-151
DOI: 10.1055/a-1213-8904
Dokumentation

Feminismus und Sexualpolitik: Die #MeToo-Bewegung und ihre Kritiker_innen [ 1 ]

Feminism and Sexual Politics: The #MeToo Movement and Its Critics
Dagmar Herzog
The Graduate Center, City University of New York
› Author Affiliations

Widmung

In Memoriam Sophinette Becker

Zusammenfassung

Dieser Aufsatz zieht eine Bilanz der ersten zwei Jahre der Debatten rund um die #MeToo-Bewegung in den USA. Die Autorin dokumentiert viele Erfolge der Bewegung – bezüglich der Sensibilisierung der Öffentlichkeit und Entwicklung von Solidaritäten, der Strafverfolgung von Tätern oder dem Erzwingen ihres beruflichen Rücktritts, sowie der Änderung von Gesetzen und Richtlinien. Der Aufsatz untersucht aber auch die Bedenken vieler sexpositiver feministischer, antirassistischer und queerer Kritiker_innen der Bewegung und ihre Überlegungen zu den tieferliegenden Problemen in der US-Sexualkultur, die die Bewegung aufgedeckt hat. Des Weiteren analysiert der Aufsatz unter den Rubriken von Enterotisierung, Instrumentalisierung sowie Verdrängung und Verschiebung, wie die Existenz der #MeToo-Bewegung insbesondere von Antifeminist_innen innerhalb parteipolitischer Konflikte immer mehr als Waffe benutzt werden konnte. Die Autorin unterstreicht, wie wichtig es ist, die Diskussion über #MeToo in einen breiteren Kontext der Arbeitsrechte und der aktuellen wirtschaftlichen und politischen Bedingungen in den USA zu stellen.

Abstract

This essay takes stock of the first two years of debates surrounding the #MeToo movement in the United States. It documents many successes of the movement – in raising awareness and developing solidarities, in bringing perpetrators to justice or forcing their resignations, and in changing laws and policies. But the essay also surveys the concerns of many sex-positive feminist, anti-racist, and queer critics of the movement and their reflections on the larger troubles within US sexual culture that the movement has exposed. Exploring the themes of deeroticization, instrumentalization, and distraction and displacement, the essay analyzes as well how the existence of the #MeToo movement has become weaponized especially by antifeminists within partisan political conflict. And it makes a case for the importance of situating the discussion of #MeToo in the wider context of labor rights and current economic and political conditions in the US.

Fußnoten

1 Bei dem Beitrag handelt es sich um einen Vortrag, der auf der 28. Wissenschaftlichen Tagung der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung mit dem Titel „Sexualität – Macht – Moral“ am 29.09.2019 in Hamburg gehalten wurde.




Publication History

Article published online:
16 September 2020

© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York