PiD - Psychotherapie im Dialog 2021; 22(01): 17-18
DOI: 10.1055/a-1215-0346
Essentials

Familientherapie

Jana Gehn

Was ist Familie eigentlich?

Ein beliebtes Spiel, das viele aus ihrer Kindheit noch kennen, ist Vater Mutter Kind. Kinder spielen dabei unbewusst eine der kleinstmöglichen Familienformen nach, die zudem in unserer westlichen Welt häufig vertreten ist: die Ein-Kind-Familie. Dies war jedoch nicht immer die Norm: Geschichtlich war die Familie – teilweise aus Nöten und Zwängen heraus, teilweise durch einen anderen Lebensstil (Bauern- und Großfamilien) – einem stetigen Wandel unterworfen. Die Kleinfamilie, bestehend aus Mutter, Vater und einem Kind, existiert demnach noch gar nicht so lange [1].

Vor allem aufgrund äußerer Einflüsse wie Hungersnöten, hohen Sterberaten oder Tod im Wochenbett gab es schon immer flexible Familiensysteme [1], und auch heute finden sich viele Familienformen: Kinder werden adoptiert, Paare lassen sich scheiden und heiraten neu. So kommen zu der kleinen Kernfamilie neue Familienmitglieder hinzu und es entsteht eine Patchworkfamilie, in der zahlreiche Kombinationen des menschlichen Zusammenlebens und ebenso zahlreiche Beziehungsgeflechte existieren.

Was aber ist nun eine Familie? Bodenmann [1] beschreibt drei grundlegende Merkmale:

  1. „Eine Familie ist ein transgenerationales Gefüge“.

  2. Es gibt „intime Beziehungen zwischen den Familienmitgliedern im Sinne eines emotionalen […] Bezugs zueinander“.

  3. Eine Familie ist über einen gewissen Zeitraum zusammen und es herrschen Verantwortungsbeziehungen, finanziell und juristisch (z. B. Eltern-Kind).

Im Sinne einer systemischen Sicht definiert von Schlippe die Familie zudem als soziale Organisationsform mit einer eigenen gemeinsamen Wirklichkeit, Prämissen im Denken und Erleben und eigenen (Familien-)Regeln [2].



Publication History

Article published online:
19 February 2021

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Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany

 
  • Literatur

  • 1 Bodenmann G. Lehrbuch Klinische Paar- und Familienpsychologie (2., überarbeitete Auflage). Bern: Hogrefe Verlag; 2016
  • 2 von Schlippe A, Schweitzer J. Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung (10. Aufl.). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht; 2007
  • 3 Familien-Selbsthilfe Psychiatrie (BApK e. V.) und BKK Bundesverband. Hrsg. Nicht von schlechten Eltern: Informationen für psychisch kranke Eltern und ihre Partner zum Umgang mit ihren Kindern [Special issue]. Bad Honnef: Siebengebirgsdruck; 2010
  • 4 Familien-Selbsthilfe Psychiatrie (BApK e. V.) und BKK Bundesverband. Hrsg. It’s my turn: Informationen für Jugendliche, die psychisch kranke Eltern haben [Special issue]. Bad Honnef: Siebengebirgsdruck; 2010
  • 5 Familien-Selbsthilfe Psychiatrie (BApK e. V.) und BKK Bundesverband. Hrsg. Jetzt bin ICH dran: Informationen für Kinder von 8 bis 12 Jahren mit psychisch kranken Eltern [Special issue]. Bad Honnef: Siebengebirgsdruck; 2010