Psychiatr Prax 2020; 47(07): 394-395
DOI: 10.1055/a-1233-4038
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In Gegenwart der Vergangenheit

Contributor(s):
Peter Brieger
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Es gibt schmale Bücher, die bescheiden daherkommen und doch Wichtiges vermitteln: Die Monografie von Christof Beyer über die Reintegration von Täterinnen und Tätern der NS-Euthanasie Niedersachsen nach 1945 gehört dazu. Christof Beyer stellt dar, was aus den Tätern wurde, die vor 1945 in den Tötungsanstalten und den sogenannten Kinderfachabteilungen wie auch in der dezentralen Euthanasie an Patientenmorden beteiligt waren. Dass viele Biografien über lange Zeit ungebrochen blieben, hatte bereits Ernst Klee in den 80er- und 90er-Jahren immer wieder dargestellt. Das bekannteste Beispiel war Werner Heyde, der unter dem falschen Namen Sawade nach Kriegsende am Gesundheitsamt in Flensburg mit der Kenntnis und Billigung vieler Kollegen für lange Jahre weiter tätig war. Fritz Bauer, Generalstaatsanwalt in Hessen, hatte Heyde in den 60er-Jahren angeklagt und kurz vor dem Prozess hat dieser sich suizidiert. Beyer argumentiert hier, dass dieser Suizid damals eine öffentlichkeitswirksame Aufarbeitung verhindert hat.



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Article published online:
05 October 2020

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