Notaufnahme up2date 2021; 3(01): 2-3
DOI: 10.1055/a-1253-1766
Editorial

Mer sin eins!* – Teamarbeit in der Notaufnahme

(*für Nicht-Kölner: Wir sind eins!)
Sylvia Schacher
,
Michael Bernhard
,
Frank Eifinger
,
Ingo Gräff
,
Thomas Henke
,
Christian Künstler
,
Bernhard Kumle
,
Dominik Michalski
,
Benjamin Ondruschka
,
Martin Pin

„Un Mer sin jeder vum Mosaik ne Stein – Mer zesamme, mer sin eins“
Und wir sind jeder vom Mosaik ein Stein – wir zusammen, wir sind eins.
Kasalla, 2016

Diese Zeilen sind keine klassische Editorial-Einleitung, denn dieses Editorial beschäftigt sich auch mit einem Thema, das nicht dem klassischen Fachzeitschriften-Thema entspricht. Es geht nicht um Leitlinien, um knallharte Evidenz oder um die Durchführung einer Prozedur, sondern um etwas, was eher den „soft skills“ zugerechnet werden kann: Die Zusammenarbeit im Team in der Notaufnahme.

Notaufnahmen sind verschieden – die Notaufnahme in einem Krankenhaus mit 60- oder 100-Betten ländlicher Regionen unterscheidet sich von der eines Supra-Maximalversorgers, wie wir sie in manchen Universitätskliniken finden, in Ausstattung und Möglichkeiten sowie auch in den zu versorgenden Krankheitsbildern erheblich. Doch alle Notaufnahmen eint das Ziel, ihre Notfallpatienten gut und umfassend zu versorgen, und das in einem immer komplexer werdenden, verdichteten Arbeitsumfeld mit häufig sehr knapper Personaldecke.

Deshalb beschäftigt sich Jens Mersmann in diesem Heft in seinem Artikel „Interdisziplinäre und interprofessionelle Zusammenarbeit in der Notaufnahme – mehr als die Summe der Teile“ mit den Merkmalen, die ein („das“) Team in der Notaufnahme ausmachen und den unterschiedlichen Aspekten, die die Teamarbeit beeinflussen, sowohl positiv wie negativ. Denn, wie er resümierend feststellt: „Selbst ein Team von ausgewiesenen Experten garantiert keine erfolgreiche Teamarbeit.“.

Das Team in Notaufnahmen besteht mittlerweile aus Menschen vieler verschiedener Berufsgruppen: Medizinische Fachangestellte, OTAs, Rettungsassistent*innen, Physician Assistants, Notfallsanitäter*innen, examinierte Pflegekräfte mit und ohne Fachweiterbildung, Ärzt*Innen und Fachärzt*Innen der verschiedensten Fachrichtungen und Kräfte unterstützender Dienste. Alle sind Teil des Teams, ein relevanter Stein im Mosaik, und müssen adäquat eingesetzt und eingebunden werden, damit die Arbeit im und als Team effektiv ist und statt Reibung Zusammenarbeit entsteht..

Neben den reinen Sachinhalten machen die Arbeitsatmosphäre und das geteilte bzw. gemeinsame situative Verständnis die Qualität und die Effektivität eines Teams aus. Dinge wie eine gemeinsame Sprache, zu der Algorithmen wie das ABCDE-Schema gehören oder (hauseigene) Standard Operating Procedures (SOPs) helfen beim Schaffen dieser gemeinsamen Gedankenwelt. Auf gemeinsame Prozesse, Strategien und Ziele kann man sich beziehen und deren Reflexion unter aktuellen oder antizipierten Umständen macht Teamarbeit erfolgreich..

Vieles, was eine solche Zusammenarbeit ausmacht (z.B. wertschätzende Kommunikation, Crisis Ressource Management (CRM)-Trainings, simulationsgestützte Schockraumversorgungen traumatologischer und nicht-traumtologischer Patienten) und auch die gemeinsame Sprache nach ABCDE ist erlernbar, trainierbar und evaluierbar. In dem Artikel wird auch der Punkt „Führung“ beleuchtet, wie eine gute und vertrauensvolle Kooperation auf der Leitungsebene ins Team zurückstrahlt. Auch eine konstruktive Feedback-Kultur mit Briefings und Debriefings ist ein Baustein in diesem System.

So existieren viele Stellschrauben, die den Unterschied machen können und an denen sich entscheidet, ob eine Notaufnahme zum „Haifischbecken“ wird oder man in einem „Dream Team“ arbeitet.

Daher ist der Artikel von Jens Mersmann ein besonderer Artikel, dem wir Ihre besondere Aufmerksamkeit wünschen.

Ihre
Sylvia Schacher | Michael Bernhard l Frank Eifinger l Ingo Gräff l Thomas Henke l Christian Künstler l Bernhard Kumle l Dominik Michalski l Benjamin Ondruschka l Martin Pin



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Article published online:
14 January 2021

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