Aktuelle Urol 2021; 52(02): 135
DOI: 10.1055/a-1296-2764
Editorial

Innovative Therapieoptionen des Prostatakarzinoms

Innovative treatment options in the management of prostate cancer
Axel Heidenreich
1   Klinik für Urologie, Uro-Onkologie, roboter-assistierte und Spezielle Operative Urologie, Universitätsklinikum Köln, Köln
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Liebe Leserinnen und Leser,

das Prostatakarzinom stellt in Deutschland den häufigsten bösartigen soliden Tumor des Mannes und die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache dar. So wurden entsprechend der Daten des Robert-Koch-Instituts im Jahre 2016 58.800 Neudiagnosen gestellt und ca. 14.400 Männer verstarben am Prostatakarzinom [1]. Für die Jahre 2017 bis 2020 ist mit einer entsprechenden Zunahme der Zahlen zu rechnen. Gleichzeitig sehen wir, dass mehr als 50% der Männer in einem organbegrenzten oder lokal fortgeschrittenen Tumorstadium ohne lokoregionäre bzw. systemische Metastasen diagnostiziert wird und deren relatives 5-Jahresüberleben bei 97 % bis 100 % gelegen ist. Das absolute 10-Jahresüberleben liegt bei 85–95 %. Der hohen Lebenserwartung gerecht werdend müssen wir uns in der Uro-Onkologie mit innovativen Therapiemodalitäten auseinandersetzen, die einerseits eine unverändert hohe therapeutische Effektivität, andererseits eine verminderte behandlungsassoziierte Toxizität bei aufrechterhaltener Lebensqualität aufweisen sollten.

Die diagnostischen und therapeutischen Optionen des Prostatakarzinoms haben sich in den vergangenen Jahren verbessert. So können wir mittels multiparametrischem MRT signifikante Karzinomherde und eine extraprostatische Extension mit hoher Sensitivität und Spezifität vorhersagen. Mittels eines PSMA-PET/CT gelingt es uns frühzeitig Lokalisation, Ausdehnung und Ausmaß eines lokoregionären oder systemischen Rezidivs im Falle einer biochemischen Progression zu diagnostizieren.

Aufklärung und risikoadaptierte Vorsorge stellen einen Meilenstein in der Prävention des Prostatakarzinoms dar. Goethe et al. befassen sich in ihrer Analyse mit subjektiven, von Patienten gelieferten Erklärungsansätzen für die Entstehung des Prostatakarzinoms. Diese Daten geben uns wichtige Hinweise, wie wir effektive Aufklärung betreiben und falsche Vorstellungen beseitigen können. Maurer und Mitarbeiter berichten über den sinnvollen Einsatz des PSMA-PET/CT in Kombination mit einem mpMRT zur Lokalisationsdiagnostik eines Prostatakarzinoms bei zuvor biopsienegativen Patienten. Es zeigt sich eine hohe Detektionsrate klinisch signifikanter Prostatakarzinome bei einer minimalen falsch negativen Rate von unter 2 %. Püllen et al. geben einen exzellenten Überblick über die Therapieoptionen des Primarius und seiner Oligometastasen und räumen mit dem Dogma auf, dass ein metastasiertes Prostatakarzinom nicht von einer lokalen radio-onkologischen oder chirurgischen Maßnahme profitiert. Merseburger et al. fassen die Daten der TITAN-Studie als innovativem Therapieansatz des metastasierten hormonnaiven Prostatakarzinoms mit ihren Vorteilen und Nachteilen zusammen.

Ich wünsche Ihnen allen möglichst viele Informationen aus den vorgestellten Artikeln, die Sie zum Nutzen unserer Patienten einsetzen können und sollten.

Univ.-Prof. Dr. med. Axel Heidenreich



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Article published online:
01 April 2021

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