Nervenheilkunde 2021; 40(04): 259-261
DOI: 10.1055/a-1298-0770
Übersichtsarbeit

Ärztliche Arbeitsbelastung durch bürokratische Tätigkeiten am Beispiel medizinischer Begründungen in der klinischen Psychiatrie

Bureaucratic workload of physicians in clinical psychiatry, exemplified by medical justifications
Johannes Heck*
1   Institut für Klinische Pharmakologie, Medizinische Hochschule Hannover
2   Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie, Medizinische Hochschule Hannover
,
Christian Ihlefeld*
2   Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie, Medizinische Hochschule Hannover
,
Tillmann Krüger
2   Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie, Medizinische Hochschule Hannover
› Author Affiliations

ZUSAMMENFASSUNG

Hintergrund Im Zuge der zunehmenden Bürokratisierung des Arztberufs drohen Kernaufgaben der klinischen ärztlichen Tätigkeit in den Hintergrund zu geraten. Bürokratische Aufgaben können zu einer vermehrten Arbeitsbelastung des ärztlichen Personals und zu einer Gefährdung der Patientensicherheit führen. Dennoch liegen kaum Daten zur ärztlichen Arbeitsbelastung durch bürokratische Tätigkeiten vor. Das vorliegende Pilotprojekt soll einen Beitrag zur Schließung dieser Datenlücke leisten.

Methodik Am Beispiel medizinischer Begründungen (MBEG) in der klinischen Psychiatrie wurde über einen 6-Monats-Zeitraum untersucht, wie viel Arbeitszeit im Klinikalltag für bürokratische Tätigkeiten aufzuwenden ist. Insgesamt wurden 66 MBEG für 42 Patienten erstellt und ausgewertet.

Ergebnisse Pro Kalenderwoche wurden 2,6 ± 2,2 MBEG (Mittelwert ± Standardabweichung) erstellt, bei einer geschätzten durchschnittlichen Bearbeitungszeit von 22 Minuten pro MBEG. Für knapp 30 % der MBEG war mindestens eine halbe Stunde Arbeitszeit bis zur Fertigstellung erforderlich. Ungefähr ein Viertel aller MBEG-Anfragen war fehlerhaft zugeordnet oder es handelte sich um bereits beantwortete Anfragen.

Schlussfolgerung Die aus einem Übermaß an Bürokratie resultierende Mehrarbeit kann ein Risiko für die Gesundheit des ärztlichen Personals darstellen und die Patientensicherheit kompromittieren. Maßnahmen zum Bürokratieabbau, z. B. mithilfe technischer Lösungen, sollten umgesetzt werden.

ABSTRACT

Background Increasing bureaucracy poses a threat to key tasks of medical professionals. Bureaucracy may lead to an increased workload of physicians, thus compromising patient safety. However, data on the bureaucratic workload of physicians are sparse. The presented pilot study aims to counter the existing lack of data.

Methods Over the course of 6 months, we assessed the amount of working time spent on bureaucratic tasks in clinical psychiatry, exemplified by the preparation of medical justifications (“medizinische Begründungen”, MBEG). Overall, 66 MBEG for 42 patients were prepared and analyzed.

Results 2.6 ± 2.2 MBEG (mean ± standard deviation) were prepared per calendar week, with an estimated average of 22 min of working time expended per MBEG. Nearly 30 % of MBEG required at least half an hour of working time until completion. Approximately one quarter of MBEG requests were falsely assigned or had already been answered.

Conclusion Excess bureaucracy results in overtime, which may imperil physicians’ health and patient safety. Excess bureaucracy should be minimized by means of technical solutions.

* *Die Erstautorenschaft wird durch Johannes Heck und Christian Ihlefeld geteilt.




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Article published online:
01 April 2021

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