Zeitschrift für Orthomolekulare Medizin 2021; 19(02): 1
DOI: 10.1055/a-1398-0961
Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Hans-Peter Friedrichsen
,
Uwe Gröber

weltweit sind über eine Milliarde Menschen von einem diätetischen Mangel mit maritimen Omega-3-Fettsäuren betroffen. Wie Erhebungen aus Europa, Amerika und Südostasien zur diätetischen Versorgungen mit Omega-3-Fettsäuren belegen, dürfte dieser Mangel mittlerweile ähnlich besorgniserregende Ausmaße angenommen haben, wie die seit Jahren evidente, aber von deutschen Gesundheitsbehörden nachhaltig ignorierte Vitamin-D-Mangel-Pandemie. In beinahe allen Fachgebieten der Medizin ist das Interesse an Omega-3-Fettsäuren in den zurückliegenden Jahren so stark gestiegen wie an keiner anderen Nährstoffgruppe. Treibende Faktoren sind die zahlreichen überzeugenden Ergebnisse aus aktuellen Interventionsstudien. Die vorliegende Ausgabe der OM ist dem spannenden Thema Omega-3-Fettsäuren gewidmet.

In Deutschland supplementieren nach aktuellen Studien der Ludwigs-Maximilians-Universität derzeit etwa 11,5 % der schwangeren Frauen Omega-3-Fettsäuren. Alarmierend ist, dass der HS-Omega-3-Index als Zeichen für die diätetische Omega-3-Aufnahme in dieser Gruppe im Durchschnitt nur bei 6,4 % liegt. Dabei ist eine optimale Versorgung mit EPA und DHA bei Kinderwunschtherapie und folgender Schwangerschaft bzw. vor der Ovulation u. a. wegen ihrer immunmodulierenden und anti-inflammatorischen Wirkung für die werdende Mutter und das ungeborene Kind von zentraler Bedeutung wie Dr. med. Sebastian Pfeiffer vom Kinderwunsch & Hormonzentrum Hagen in seinem interessanten Beitrag schreibt.

Omega-3-Fettsäuren wirken über verschiedene Mechanismen immunmodulierend. Da es auf dem Omega-3-Markt Präparate mit unterschiedlichen EPA / DHA-Gehalten gibt, stellt sich immer wieder die Frage, ob denn nun EPA oder DHA besser anti-inflammatorisch wirkt und sich als wirksamer bei bestimmten Krankheiten erweisen. Das wird ausführlich erörtert und beantwortet von Dr. med. Volker Schmiedel.

In einem interessanten Interview mit Prof. Dr. med. Clemens von Schacky stellen wir aktuelle Aspekte zu Omega-3-Fettsäuren, u. a. auch zu COVID-19, vor.

Die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) ist weltweit die häufigste chronische Lebererkrankung, die mit einer Vielzahl weiter chronischer Krankheiten wie dem Metabolischen Syndrom assoziiert ist. Wie Prof. Nikolai Worm in seinem informativen Beitrag skizziert, kommen bei NAFLD zentrale präventive und therapeutische Effekte der Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA zum Tragen. Dabei wird der positive Effekt einer ausreichenden EPA- und DHA-Versorgung auf die NAFLD unabhängig von einer Gewichtsabnahme oder anderen diätetischen Manipulationen beobachtet.

In der gynäkologischen Onkologie können Omega-3-Fettsäuren dazu beitragen, das Ansprechen auf die antineoplastischen Verfahren (CT, RT) durch eine bessere Compliance zu steigern und die Rate an Nebenwirkungen und damit auch an Therapieabbrüchen zu reduzieren. Sie verbessern auch die Lebensqualität und das progressionsfreie Überleben sowie das Gesamtüberleben, wie Dr. med. Olaf Katzler vom Mammazentrum Hamburg am Krankenhaus Jerusalem darlegt.

Zudem beschreibt Dr. med. Peter Holzhauer vom onkologischen Kompetenzzentrum in Bad Trissl den Stellenwert der Omega-3-Fettsäuren in der supportiven Therapie des metastasierten Pankreaskarzinoms.

Dank der tatkräftigen Hilfe unserer Autoren können wir Ihnen erneut ein spannendes Heft präsentieren, das hoffentlich Ihren Geschmack trifft. Viel Spaß beim Vermehren der gewonnen Erkenntnisse.

Apotheker Uwe Gröber & Dr. med. Hans-Peter Friedrichsen



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Article published online:
28 June 2021

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