Aktuelle Kardiologie 2021; 10(04): 330-338
DOI: 10.1055/a-1511-2519
Kurzübersicht

Pulmonale Hypertonie und Rechtsherzinsuffizienz

Pulmonary Hypertension and Right Heart Failure
Stephan Rosenkranz
1   Klinik für Kardiologie, Angiologie, Pneumologie und internistische Intensivmedizin, Universtiätsklinikum Köln, Köln, Deutschland
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Zusammenfassung

Pulmonale Hypertonie (PH) beschreibt einen hämodynamischen Zustand, der durch eine Druckerhöhung im kleinen Kreislauf charakterisiert ist und der insbesondere bei älteren Patienten häufig zu beobachten ist. In Abhängigkeit der Ätiologie differenziert die klinische Klassifikation der pulmonalen Hypertonie 5 Hauptgruppen. Unabhängig von der zugrunde liegenden Ursache führt eine PH zu einer chronischen Rechtsherzbelastung und Rechtsherzinsuffizienz. Aktuelle Studien zeigen, dass bereits eine moderate Erhöhung des pulmonalarteriellen Druckes sowie des pulmonalvaskulären Widerstands prognoserelevant sind. Im Einzelfall ist die konsequente differenzialdiagnostische Abklärung einer PH essenziell, da sich die Behandlungsoptionen je nach zugrunde liegender Ursache grundlegend unterscheiden.

Abstract

Pulmonary hypertension (PH) represents a hemodynamic condition, which is characterized by an elevation of pulmonary artery pressure. It is a frequent condition, particularly in elderly patients. Based on the underlying aetiology, the clinical classification of PH distinguishes five main groups. Irrespective of the underlying cause, PH represents an increased afterload for the right heart and frequently leads to right heart failure. Current studies have indicated that even moderate elevations of pulmonary artery pressure or pulmonary vascular resistance are associated with limited survival. In the individual case, a comprehensive work-up and differential diagnosis are of key importance, as the treatment modalities for the distinct forms of PH are fundamentally different.

Was ist wichtig?
  • Definition: Die pulmonale Hypertonie (PH) ist über einen per Rechtsherzkatheter gemessenen pulmonalarteriellen Mitteldruck (PAPm) ≥ 25 mmHg definiert. Aktuell wird eine Senkung dieses Grenzwerts auf > 20 mmHg propagiert, da dies bereits prognostisch relevant ist. Je nach pulmonalarteriellem Wedge-Druck (PAWP) wird zwischen präkapillärer (≤ 15 mmHg) und postkapillärer PH (> 15 mmHg) unterschieden. Liegt eine postkapilläre PH mit einem pulmonalvaskulären Widerstand (PVR) > 3 Wood-Einheiten (WE) vor, so spricht man von kombiniert post- und präkapillärer PH (CpcPH).

  • Klinische Klassifikation: Anhand der Ätiologie wird die PH in 5 Subgruppen unterteilt: 1. pulmonalarterielle Hypertonie (PAH); 2. PH bei Linksherzerkrankung; 3. PH bei Lungenerkrankung; 4. chronisch thromboembolische pulmonale Hypertonie (CTEPH); 5. PH bei unklarem Mechanismus.

  • Diagnostisches Vorgehen: Die ESC/ERS-Leitlinien empfehlen ein strukturiertes Vorgehen nach einem diagnostischen Algorithmus. Wichtig ist, zwischen PAH, PH bei Linksherz- oder Lungenerkrankungen sowie CTEPH zu differenzieren.

  • Therapie der PAH: Es stehen aktuell Medikamente aus 3 Substanzklassen zur Verfügung: 1. Endothelin-Rezeptor-Antagonisten; 2. Phosphodiesterase-5-Inhibitoren/Stimulatoren der löslichen Guanylatzyklase; 3. Prostanoide/Prostazyklin-Rezeptor-Agonisten. Standardtherapie ist eine orale Kombinationstherapie. Therapieentscheidungen werden anhand der Risikostratifikation ausgerichtet.

  • Behandlung anderer PH-Formen: Bei PH assoziiert mit Linksherz- oder Lungenerkrankungen steht die Behandlung der jeweiligen Grunderkrankung im Vordergrund. Bei ausgeprägter PH muss im Einzelfall über gezielte PH-Therapien entschieden werden.

  • CTEPH kann als Langzeitfolge – anamnestisch häufig nicht bekannter – Lungenembolien auftreten. In Abhängigkeit der Lokalisation der Läsionen stehen als Therapieoptionen zur Verfügung: chirurgische Therapie (Pulmonalisendarteriektomie), interventionelle Therapie (pulmonale Ballonangioplastie), medikamentöse Therapie.

  • Systemische Konsequenzen der PH und Rechtsherzinsuffizienz beeinflussen Morbidität und Letalität und stellen zudem zusätzliche Therapieoptionen dar.



Publication History

Article published online:
06 August 2021

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