Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date 2021; 15(06): 477-492
DOI: 10.1055/a-1547-0112
Allgemeine Chirurgie

Hernienchirurgie: Bauchwandverletzungen nach stumpfem Bauchtrauma

Niels Michael Dörr
,
Nadja Weigert
,
Jörg Kleeff

Traumatische Verletzungen der Bauchwand entstehen bei ca. 9% aller stumpfen Bauchtraumen. Nichtsdestotrotz werden diese Verletzungen häufig übersehen, weil ein klinisches Korrelat bei der körperlichen Untersuchung initial fehlt und teils schwerere Unfallfolgen im Notfall vorrangig erscheinen. Dieser Beitrag weist auf die Relevanz der Thematik hin und gibt Einblick in das komplexe Management des Krankheitsbildes.

Kernaussagen
  • Traumatische Verletzungen der Bauchwand (TBDV) werden häufig übersehen, weil ein klinisches Korrelat bei der körperlichen Untersuchung initial fehlt und teils schwerere Unfallfolgen im Notfall vorrangig erscheinen.

  • Traumatische Bauchwandverletzungen werden nach Denis in 6 Stadien unterteilt. Stadium VI beinhaltet die traumatische Eviszeration und ist extrem selten.

  • Hochgradige Bauchwandverletzungen (Stadium IV – VI) sind häufig mit intraabdominellen, vaskulären und knöchernen Begleitverletzungen assoziiert.

  • Rektusscheidenhämatome treten häufig bei antikoagulierten Patienten auf. Unterhalb der Linea arcuata kann das Hämatom in direkteren Kontakt mit dem Peritoneum kommen und zum klinischen Bild eines akuten Abdomens führen.

  • Die häufigsten traumatischen Hernien sind Lumbalhernien. Unterschieden werden zwei Arten: Hernia lumbalis superior und inferior.

  • Die axiale Polytrauma-CT ist der Goldstandard für die Diagnose einer akuten Bauchwandverletzung nach stumpfem Bauchtrauma beim hämodynamisch stabilen Patienten.

  • Das initiale Management besteht in der Stabilisierung des Patienten und orientiert sich streng am ATLS und dem Damage-Control-Prinzip.

  • Die Behandlung von traumatischen Bauchdeckenverletzungen reicht stadienabhängig von konservativen Maßnahmen (Wundversorgung, Kühlung, Analgesie etc.) bis zu komplexen Bauchdeckenrekonstruktionen, die einen erfahrenen Chirurgen und interdisziplinäre Zusammenarbeit erfordern.

  • Im kontaminierten Situs kann durch ein mehrzeitiges Vorgehen mit initialem Débridement und Sanierung der Infektion und anschließender Rekonstruktion oder Netzaugmentation erfahrungsgemäß ein kosmetisch und funktionell gutes Ergebnis erreicht werden.



Publication History

Article published online:
13 December 2021

© 2021. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany