Aktuelle Kardiologie 2021; 10(05): 459-464
DOI: 10.1055/a-1547-3115
Kurzübersicht

Orale Antikoagulation bei Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern

Oral Anticoagulation in Adults with Congenital Heart Defects
Karl La Rosée
1   Kardiologische Gemeinschaftspraxis, Bonn, Deutschland
,
Thomas Klingenheben
2   Praxis für Kardiologie in Bonn, Bonn-Lengsdorf, Deutschland
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Zusammenfassung

Patienten mit angeborenen Herzfehlern weisen ein erhöhtes Risiko für das Auftreten thrombembolischer Ereignisse auf. Je nach zugrunde liegender Anatomie/operativer Korrektur ist dieses Risiko jedoch individuell sehr unterschiedlich und lässt sich weder hinsichtlich Embolierisiko noch hinsichtlich Blutungsrisiko durch die gängigen Risikoscores (z. B. CHA2DS2-VASc oder HAS-BLED) verlässlich abbilden. Neben der Frage der Indikationsstellung zur oralen Antikoagulation ist die Frage nach der Möglichkeit des Einsatzes neuer oraler Antikoagulanzien (NOAK) anstelle der Standardtherapie mit Vitamin-K-Antagonisten (VKA) eine immer drängendere, sofern kein mechanischer Klappenersatz und keine schwergradige Mitralstenose vorliegt. Bei atrialen Arrhythmien/Vorhofflimmern können nach momentaner Datenlage Patienten mit als „leicht“ klassifizierbaren Vitien mit NOAK behandelt werden, während Patienten mit mittelgradigen oder schweren/komplexen Herzfehlern eher mit VKA behandelt werden sollten.

Abstract

Patients with congenital heart disease (GUCH) are at increased risk of thromboembolic events. This risk differs individually according to the underlying anatomy and method of surgical correction, respectively. Furthermore, thromboembolic risk stratification is hampered by the fact that currently available scores (such as CHA2DS2-VASc or HAS-BLED) have not been validated in the context of GUCH. Thus, the general indications for anticoagulation in different clinical scenarios need to be defined. Also, more clinical data are warranted regarding the use of non-vitamin K oral anticoagulants (NOAK) instead of vitamin K antagonists (VKA) in GUCH cases without mechanical valves or high-grade mitral stenosis. Currently available data support the use of NOAK in patients with atrial tachyarrhythmias and “minor” heart defects, whereas patients with heart defects of moderate or high complexity should be treated with VKA.

Was ist wichtig?
  • Erwachsene mit angeborenem Herzfehler (EMAH) weisen ein erhöhtes Risiko für thrombembolische Ereignisse auf.

  • Konventionelle Risikoscores wie CHA2DS2-VASc oder HAS-BLED sind bei EMAH nicht evaluiert.

  • Bei Patienten mit mäßiggradig oder hochgradig komplexen Vitien und Indikation zur oralen Antikoagulation (OAK) stellen Vitamin-K-Antagonisten (VKA) weiterhin die Substanzen der Wahl dar.

  • Nicht-Vitamin-K-abhängige Antikoagulanzien (NOAK) sind bei niedrig-komplexen Vitien und Vorliegen atrialer Tachyarrhythmien als Alternative geeignet.



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Article published online:
11 October 2021

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