Aktuelle Urol 2022; 53(01): 29-30
DOI: 10.1055/a-1658-3563
Editorial

Therapie des Prostatakarzinoms

Mario W. Kramer
1   Klinik für Urologie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Lübeck, Deutschland
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Liebe Leserinnen und Leser,

die Aktuelle Urologie widmet sich in dieser Ausgabe Diskussionsfragen und neuen Erkenntnissen bei der Therapie des Prostatakarzinoms.

Kaum ein Feld in der medikamentösen Therapielandschaft befindet sich in derart dynamischem Wandel wie das hormonsensitive metastasierte Prostatakarzinom. Gerade einmal vor 6 Jahren begründeten Sweeney und Kollegen mit der Hinzunahme von Docetaxel zur antihormonellen Therapie (ADT) einen Paradigmenwechsel. Später zeigten auch „new hormonal agents“ (NHA) einen klaren Zugewinn der Lebenszeit durch den frühen Kombinationseinsatz. Christian Schwentner gelingt es die derzeit zugelassenen Kombinationstherapieoptionen bündig und klar darzustellen. Es ist darauf hinzuweisen, dass dieses Feld sicherlich noch keine abschließend Therapiebewertung erfahren hat. Die PEACE-1 Studie, vorgestellt von Karim Fizazi auf dem ASCO und ESMO 2021 hat gezeigt, dass möglicherweise die Triple-Therapie aus ADT, Docetaxel und Abirateron zu erheblichem Zugewinn von Lebenszeit führen kann. Die nächsten Jahre bleiben also spannend.

Monitoren Sie den Testosteronwert bei der ADT-Anwendung? Welchen Testosteron-Zielwert streben Sie an? Stefan Zastrow und seine Koautoren widmen sich der Bedeutung des Testosteron-Managements beim fortgeschrittenen Prostatakarzinom unter Berücksichtigung der aktuellen Literatur und Leitlinienempfehlungen. Sie werden möglicherweise überrascht sein zu welchen Erkenntnissen ein Testosteron-Monitoring führen kann. Oder wussten Sie etwa, dass durch die Bestimmung des Nadirs im ersten Therapiehalbjahr Hinweise auf die Prognose und Effektivität abgeleitet werden können?

Einen ähnlich praxisorientierten Ansatz verfolgt der Artikel von Frau Marie Christine Hupe. Dieser Artikel beleuchtet die aktuellen Empfehlungen aus der Literatur zur Osteoprotektion bei der Therapie des Prostatakarzinoms. Sie bekommen wertvolle Hinweise zum begleitenden Therapiemanagement und Verhaltensempfehlungen. Dieser Artikel bietet jedoch weitaus mehr. So gibt es nur sehr wenig Literatur zu dieser Thematik. Die Autoren des Artikels habe sich die Mühe gemacht die Behandlungsrealität in Deutschland mittels Umfrage zu erfassen. Hierunter haben sich mitunter interessante Ergebnisse ergeben. So verabreichen knapp 7% der befragten Behandler:innen niemals eine Osteoprotektion beim ossären mCRPC. Dieses und andere Ergebnisse werden in diesem Originalartikel mit Übersichtscharakter dargestellt. Prädikat lesenswert und hilfreich für die Umsetzung in der Praxis.

Nicht selten beginnt die medikamentöse Therapie des metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinoms (mCRPC) mit einem NHA (Abirateron oder Enzalutamid). Wie entscheiden Sie beim ersten Tumorprogress? Wirkt Cabazitaxel nach Docetaxel? Die CARD-Studie liefert wichtige Antworten auf häufig gestellte Fragen. Axel Merseburger und Kollegen bewerten die Daten aus der CARD-Studie und zeigen, warum Sie beim Einsatz zweier NHAs engmaschig radiologisch kontrollieren sollten und der alleinige PSA-Verlauf nicht ausreicht. Sie werden sich selbst ein Bild darüber machen können, warum Cabazitaxel trotz Resistenz gegen Docetaxel wirksam ist.

Abschließend präsentieren wir zwei Fallberichte zur Therapie des Prostatakarzinoms in dieser Ausgabe der Aktuellen Urologie:

Philipp Spiegelhalder und Martin Bögemann präsentieren Kasuistiken aus der SPARTAN-Studie und dem Apalutamid Härtefallprogramm. Yudai Miyata stellen einen Fallbericht einer Metastasektomie beim metastasierten Prostatakarzinom vor.

Ich wünschen Ihnen Freude und einen persönlichen Wissensgewinn durch die Lektüre der Aktuellen Urologie.

Ihr

Prof. Mario W. Kramer



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Article published online:
25 January 2022

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