Sportphysio 2022; 10(01): 50-51
DOI: 10.1055/a-1709-9264
Notes
Info

CPTE Continuing Physiotherapy Education

Christoff Zalpour

Lesend Fortbildungspunkte sammeln

Zoom Image

Wer eine Physiotherapiezeitschrift von Thieme abonniert hat, kann damit künftig Fortbildungspunkte sammeln. Dafür müssen die darin enthaltenen sog. CPTE-Artikel gelesen und anschließend Fragen dazu online beantwortet werden. CPTE steht für Continuing Physiotherapy Education.

Für Physiotherapeut*innen mit Kassenzulassung und fachlicher Leitung besteht eine Fortbildungsverpflichtung, die 60 Fortbildungspunkte innerhalb von 4 Jahren umfasst. Dies sieht der Bundesrahmenvertrag nach § 125 Absatz 1 SGB V über die Versorgung mit Leistungen der Physiotherapie und deren Vergütung vor. Neu ist, dass man nun 12 davon auch durch CPTE-Artikel sammeln kann. Diese erfüllen verbindliche Qualitätskriterien, sodass sich der Lernerfolg durch eine Lernerfolgskontrolle nachweisen lässt. Sobald der neue Bundesrahmenvertrag in Kraft tritt, können Leistungserbringer*innen durch das Lesen eines CPTE-Artikels und die Beantwortung der dazugehörigen Fragen 3 Fortbildungspunkte pro Jahr erhalten.

CPTE lehnt sich an den Begriff Continuing Medical Education (CME) an, der weltweit sehr verbreitet ist [1] und das Vorbild für die Etablierung einer bepunkteten Fortbildungsmöglichkeit durch „distant learning“ in der Physiotherapie darstellt. Das CME-System, mit den zunächst im englischsprachigen Umfeld gebräuchlichen Fachartikeln (etwa im New England Journal of Medicine), steht auch der deutschen Ärzteschaft schon lange zur Verfügung [2], [3], [4]. Aufmerksam gelesen, ermöglichen die Artikel es, im Anschluss 10 inhaltliche Multiple-Choice-Fragen richtig zu beantworten – zumindest zu einem Prozentsatz von ≥ 70 Prozent. Liegt das Ergebnis darunter, gibt es keine Punkte. Die so erworbenen CME-Punkte sind Teil der regelmäßig zu erwerbenden und nachzuweisenden Fortbildungspunkte.

Wozu CME/CPTE? Bei CME und CPTE geht es darum, den Lernprozess gewissermaßen zu formalisieren, damit er gewürdigt, also kreditiert werden kann. Dies ist notwendig, da das 5. Sozialgesetzbuch (SGB V) in § 135a Absatz 1 vorsieht, dass sich Angehörige der Gesundheitsberufe regelmäßig und nachweislich fachlich fortbilden [5]. Tun sie dies nicht, droht eine Bestrafung etwa durch pauschale Kürzung der Leistungsansprüche bei Krankenkassenforderungen seitens des Leistungserbringers ([5], § 124 Absatz 6).

Der Vergleich der Bedingungen, unter denen deutsche Ärztinnen und Ärzte innerhalb dieses Systems CME-Punkte durch richtige Beantwortung entsprechender Fragen von Fachartikeln erzielen können, verdeutlichte einen eklatanten Unterschied zu den Bedingungen für Physiotherapeut*innen: Für sie bestand zwar dieselbe Fortbildungspflicht wie für Mediziner*innen, nicht aber das gleiche Recht. Kompetenzerwerb durch CPTE – also mittels „distant learning“ – war nicht vorgesehen. Dies war der Ausgangspunkt für ein Forschungsprojekt, das an der Hochschule Osnabrück (damals noch Fachhochschule Osnabrück) 2004 geplant und von Juli 2005 bis Juli 2007 vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) finanziell gefördert wurde.

Forschungsprojekt IQPhys Für das Forschungsvorhaben IQPhys (= Implementierung eines Instruments zur Qualitätssicherung in der Physiotherapie) konnte der Autor dieses Beitrags im Jahr 2004 zwei wichtige Kooperationspartner gewinnen: den Bundesverband der selbstständigen Physiotherapeuten IFK e. V. und den Georg Thieme Verlag. Thieme publizierte damals schon die Zeitschrift physiopraxis. Zusätzlich erschien dann mit physioscience ein neues „Zeitschriften-Experiment“ für die noch junge Akademisierung der Physiotherapie in Deutschland. Diese orientiert sich an ausländischen, streng wissenschaftlichen Journals, die die Physiotherapie-Wissenschaft längst als eine eigene Disziplin anerkannten und respektierten. Auch der IFK war mit der Zeitschrift „Physiotherapie“ in der Herausgabe einer Fachpublikation für Physiotherapeut*innen erfahren. Zudem war die unermüdliche berufspolitische Arbeit des IFK von entscheidender Bedeutung, um die Etablierung eines solchen Systems nachhaltig zu fordern, inhaltlich zusammen mit den Kooperationspartnern auszugestalten und dessen Akzeptanz und Effektivität zu erforschen.

Projektergebnisse Der Forschungsgruppe gelang es, ein qualitätsgesichertes, auf fundierter wissenschaftlicher Grundlage beruhendes CPTE-System zu entwickeln und zu erproben, bei dem Fortbildungspunkte für die durch Selbststudium angeeigneten Wissensbestände für die Physiotherapie kreditiert werden können [6]. Das CPTE-System zielt darauf ab, die jeweils gültige Evidenz zu einem bestimmten praxisrelevanten Thema der Physiotherapie so aufzubereiten, dass die Bearbeitung des Textes mit einem eindeutigen Kompetenzzuwachs einhergeht, der sich letztlich auf die Verbesserung der Versorgungsqualität von Patient*innen auswirkt. Zu den dafür speziell entwickelten Werkzeugen gehören unter anderem:

  • wissenschaftsbasierte und erprobte Autoren-Guidelines zur qualitätsgesicherten Erstellung von CPTE-geeigneten Lerntexten

  • Checklisten für deren Überprüfung hinsichtlich inhaltlicher und organisatorischer, sprachlich-stilistischer, stimulierend-motivierender und mikro- und makrotypischer Merkmale

  • Checkliste Textverständlichkeit

Die Anwendung des entwickelten CPTE-Systems wurde im Projektverlauf immer wieder standardisiert evaluiert und auch nach Ablauf der Projektförderung fortgesetzt. Die Evaluationsergebnisse zeigten unter anderem eine hohe Bereitschaft der beteiligten Physiotherapeut*innen, an der systematischen Fortbildung durch Lesen teilzunehmen, obwohl es im Projektverlauf sowie in den Jahren bis Anfang 2021 keine Fortbildungspunkte dafür gab. In den Evaluationen wurden außerdem der erzielte Wissenserwerb und dessen Praxisnutzen überprüft und von den Teilnehmenden für sehr gut befunden.

Erhebungen über die Lernerfolgskontrollen trugen auch dazu bei, den Lernzuwachs angemessen zu kreditieren. Fortbildungspunkte waren so nur für diejenigen erzielbar, die sich verlässlich mit den Texten beschäftigt hatten. Ein nur oberflächliches Überfliegen des jeweiligen CPTE-Textes und der anschließende Versuch, die Fragen zu beantworten, führte in der Regel nicht dazu, den Test zu bestehen. Im Rahmen der Qualitätssicherung ist dies sehr wichtig, da nur ausreichender Kompetenzzuwachs kreditierbar ist. Damit leistet das CPTE-System einen wichtigen Beitrag zu einer besseren Patientenversorgung.



Publication History

Article published online:
02 February 2022

© 2022. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany