Rehabilitation (Stuttg) 2023; 62(01): 13-21
DOI: 10.1055/a-1710-0964
Originalarbeit

Deutschlandweite Befragung zur Vernetzung und Kooperation von Rehabilitation und Selbsthilfe (VERS 2.0): Ein Überblick über Meinungen, Kontakte und Kooperationen von Rehabilitationseinrichtungen in Bezug auf Selbsthilfe

Germany-Wide Survey on Networking and Cooperation Between Rehabilitation and Self-Help (VERS 2.0): An Overview of Opinions, Contacts and Cooperation of Rehabilitation Institutions in View of Self-Help
Jasmin Haenel
1   Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit, HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaften und Kunst, Hildesheim, Deutschland
2   Institut für gesundheits- und sozialwissenschaftliche Forschung und Beratung e.V., Hildesheim, Deutschland
,
Silke Wittmar
1   Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit, HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaften und Kunst, Hildesheim, Deutschland
2   Institut für gesundheits- und sozialwissenschaftliche Forschung und Beratung e.V., Hildesheim, Deutschland
,
Isabel Wuensche
1   Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit, HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaften und Kunst, Hildesheim, Deutschland
,
Bernhard Borgetto
1   Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit, HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaften und Kunst, Hildesheim, Deutschland
2   Institut für gesundheits- und sozialwissenschaftliche Forschung und Beratung e.V., Hildesheim, Deutschland
› Author Affiliations

Zusammenfassung

Ziel der Studie Durch die Studie sollen Meinungen und Wissen von Rehabilitationseinrichtungen in Deutschland über Selbsthilfe (SH) dargestellt sowie initiale Strukturen und Kontakte in der Vernetzung von Rehabilitation und SH aufgezeigt werden.

Methodik Es handelt sich um eine quantitative Beobachtungsstudie. Die Daten wurden im Querschnitt durch eine Online-Befragung erhoben. Eingeschlossen wurden Rehabilitationseinrichtungen in Deutschland. Über verschiedene Zugangswege wurde eine Gelegenheitsstichprobe generiert. Der Fragebogen basiert auf der Befragung zur „Kooperation und Vernetzung von Rehabilitationseinrichtungen und Selbsthilfegruppen/Selbsthilfeorganisationen“ (VERS) im Jahr 2002 durch die Universität Freiburg.

Ergebnisse An der Befragung nahmen 101 Rehabilitationseinrichtungen aus allen 16 Bundesländern teil. Es zeigten sich eine positive Einstellung zur SH sowie ein hoher Anteil an Rehabilitationseinrichtungen, die regelmäßig auf SH hinweisen (76,2%) und Kontakte zu Selbsthilfezusammenschlüssen/-kontaktstellen pflegen (74,3%). Es wurden Informationsdefizite hinsichtlich des spezifischen Erfahrungswissens von Selbsthilfezusammenschlüssen, der Arbeits- und Organisationsform der SH sowie der Fördermöglichkeiten der SH deutlich.

Schlussfolgerung Zur Stärkung der Vernetzung von Rehabilitation und SH sollten Informationslücken geschlossen sowie Transparenz und strukturelle Rahmenbedingungen geschaffen werden. Die von den Einrichtungen gewünschte stärkere Integration von Wissen über SH in Bildungsstrukturen im Gesundheitswesen kann zukünftig zielführend sein.

Abstract

Purpose The study aims to present opinions and knowledge of rehabilitation facilities in Germany about self-help (SH) and to identify initial structures and contacts in the networking of rehabilitation and SH.

Methods The study is a quantitative observational study. The data were collected cross-sectionally by means of an online survey. Rehabilitation facilities in Germany were included. The convenience sample was collected using different approaches. The questionnaire is based on the survey on "Cooperation and networking of rehabilitation facilities and self-help groups/self-help organisations” (VERS) conducted by the University of Freiburg in 2002.

Results 101 rehabilitation facilities across all 16 German federal states took part in the survey. The survey revealed a positive attitude towards SH and a high proportion of rehabilitation facilities that regularly inform about SH (76.2%) and maintain contacts with self-help associations/self-help clearing houses (74.3%). Information deficits regarding the specific experiences of self-help associations, the working and organisational forms of SH as well as the support opportunities of SH became apparent.

Conclusion To strengthen the networking of rehabilitation and SH, information gaps should be closed and transparency and structural conditions for cooperation should be created. The stronger integration of knowledge about SH in educational structures in the health sector, which is desired by the institutions, can be purposeful in the future.



Publication History

Article published online:
21 February 2022

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Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany

 
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