Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2022; 17(06): 561-582
DOI: 10.1055/a-1721-0598
Beckengürtel und untere Extremität

Degenerative Erkrankungen des Vorfußes – Hallux valgus

Jörn Dohle
,
Alexej Barg

Die Hallux-valgus-Deformität ist die häufigste Pathologie, die Anlass für eine operative Korrektur des Fußes gibt. Der Hallux valgus ist dabei in der Regel mit einem Metatarsus primus varus vergesellschaftet. Die operative Korrektur besteht aus einer weichteiligen Rezentrierung des Großzehengrundgelenks und einer Korrekturosteotomie des I. Mittelfußknochens oder einer Korrekturarthrodese des I. Tarsometatarsalgelenks.

Kernaussagen
  • Die Hallux-valgus-Deformität ist eine komplexe mehrdimensionale Fehlstellung des I. Vorfußstrahls.

  • Die wesentlichen Komponenten der Hallux-valgus-Deformität sind:

    • Deviation der Großzehe nach lateral, dem Hallux valgus,

    • Deviation des I. Mittelfußknochens nach medial, dem Metatarsus primus varus,

    • Pronation der Großzehe,

    • Dezentrierung des Großzehengrundgelenks in fortgeschrittenen Stadien.

  • Es handelt sich um die häufigste Fehlstellung des Fußes, die operativ korrigiert wird.

  • Die Stadieneinteilung der Hallux-valgus-Deformität erfolgt am Röntgenbild unter Bestimmung des Hallux-valgus-Winkels und des Intermetatarsalwinkels I/II.

  • Nach Leitlinien werden milde, moderte und schwere Deformitäten unterschieden.

  • Die Kombination aus Chevron-Osteotomie und weichteiliger Rezentrierung kann als „goldener Standard“ bei der gelenkerhaltenden operativen Korrektur milder Deformitäten bezeichnet werden.

  • Die operative Korrektur moderater und schwerer Deformitäten ist mit einer proximalen Korrekturosteotomie des I. Metatarsale oder einer Korrekturarthrodese des I. Tarsometatarsalgelenks jeweils in Kombination mit einer weichteiligen Rezentrierung des Großzehengrundgelenks möglich.

  • Die Korrekturarthrodese des I. Tarsometatarsalgelenks wird auch als modifizierte Lapidus-Arthrodese bezeichnet.

  • Die Resektionsarthroplastik des Großzehengrundgelenks führt durch die Deinserierung der kurzen Beugesehnen zu einem erheblichen Funktionsdefizit der Großzehe und wird deshalb nur noch in seltenen Ausnahmenfällen bei geriatrischen Patienten durchgeführt.

  • Ausgeprägte Hallux-valgus-Deformitäten, Rezidivfehlstellung und Überkorrekturen können durch eine Arthrodese des Großzehengrundgelenks korrigierend stabilisiert werden.



Publication History

Article published online:
17 November 2022

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