DO - Deutsche Zeitschrift für Osteopathie 2022; 20(02): 26-30
DOI: 10.1055/a-1734-0102
Praxis
Fallbeispiel

In bestimmter Weise auf jemanden wirken …

Robert Schleusener

Zusammenfassung

Osteopathisch tätige Menschen haben ambitionierte Vorstellungen bezüglich der diagnostischen und therapeutischen Verwertbarkeit ihrer Palpationsbefunde. Von ihnen entwickelte Vorstellungen und Begrifflichkeiten müssen vor dem Hintergrund aktueller Ergebnisse der Psychologie, der Haptik- und der Placeboforschung be- und überdacht werden. Gleichzeitig für Erfahrungen offen zu bleiben, die auf einen unkonventionellen Zugang hinweisen könnten, ist herausfordernd. Dieses Fallbeispiel beschreibt eine solche Gratwanderung.

Ein wesentlicher Aspekt osteopathischen Selbstverständnisses ist es, die Palpation von einem relativ unbewusst eingesetzten Sinn zu einem hochsensiblen Werkzeug zu entwickeln. Die Osteopathie teilt sich, wie so vieles, diese Vorstellung mit anderen behandelnden Professionen. Ein wenig von einem Alleinstellungsmerkmal hat die Art und Weise, wie im Prozess der osteopathischen Behandlung zwischen diagnostischem und therapeutischem Fokus oszilliert wird. Wir spüren z. B. Festigkeiten, Spannungszüge, Widerstände, Nachlassen und Verbindungen. Eine valide Überprüfung dieser subjektiven Eindrücke ist allerdings nicht möglich. Was bleibt, ist die Aussage des behandelten Menschen. Es geht ihm besser oder eben nicht. Weil sich diese Form von Wahrnehmung nicht selten mit einem imperativen Gefühl von Wahrhaftigkeit paart, bedarf es kritischer Distanz, um sich nicht in wahrnehmungspsychologischen Fußangeln zu verheddern. Es lohnt sich aber auch, die Zügel mal locker zu lassen. Davon soll hier berichtet werden. Der folgende Fallbericht erfolgt in Anlehnung an die CARE-Leitlinie [1].



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Article published online:
28 March 2022

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