Diabetes aktuell 2022; 20(01): 36-42
DOI: 10.1055/a-1753-3875
Schwerpunkt

Metabolische und mentale Folgen der Pandemie

Zeit zu Handeln
Charlotte Steenblock
1   Medizinische Klinik und Poliklinik III, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
,
Christian Ziegler
1   Medizinische Klinik und Poliklinik III, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
,
Wladimir Balanzew
1   Medizinische Klinik und Poliklinik III, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
,
Andreas Barthel
1   Medizinische Klinik und Poliklinik III, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
2   Medicover Bochum MVZ
,
Jun Wang
1   Medizinische Klinik und Poliklinik III, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
,
Julio Licinio
3   SUNY Upstate Medical University
,
Stefan Bornstein
1   Medizinische Klinik und Poliklinik III, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
› Author Affiliations

ZUSAMMENFASSUNG

Als Hausärzte und Diabetologen werden wir in den nächsten Jahren mit den Langzeitfolgen der Pandemie zu tun haben. Neben der Viruserkrankung selbst haben die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung bisher noch nicht absehbare Kollateralschäden verursacht. Berichte und Studien aus allen Ländern, in denen es zu Lockdowns, Ausgangssperren, Homeoffice und Schul- bzw. Kitaschließungen kam, zeigen eine signifikante Zunahme an Übergewicht, Essstörungen, Depressionen und Angststörungen in allen Bevölkerungs- und Altersgruppen. Hierbei sind sowohl die Infizierten als auch die Nichtinfizierten betroffen. Die damit zusammenhängenden Langzeitfolgen werden unser Gesundheitssystem nachhaltig beanspruchen. Besonders bedenklich ist dabei die Tatsache, dass insbesondere die jetzige Pandemie auf die bereits vorbestehende „Pandemie“ von Übergewicht und Diabetes aufgebaut hat. Wir erzeugen damit eine weitere Zunahme der größten Risikogruppe für schwere Verläufe der Infektionskrankheiten in der Zukunft. Daher sind wir nun alle, ob im primären oder tertiären Teil der Krankenversorgungstätigkeit gefordert, dieser Post-Corona-Welle an metabolischen und mentalen Komplikationen zu begegnen. Als Ärzte müssen wir auf diese Folgen hinweisen und ausreichend Ressourcen zur Versorgung dieser dramatischen „Nachwehen“ der Pandemie schaffen. Daher ist es von großer Bedeutung, das Bewusstsein für die Schnittstelle zwischen mentalen Krankheiten, Diabetes und COVID-19 zu stärken. Da sich die Symptome von Post-COVID, Diabetes und Depression überschneiden können, besteht schließlich Bedarf an der Ausbildung von Fachpersonal in der Behandlung dieser Komorbiditäten.



Publication History

Article published online:
24 February 2022

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