Aktuelle Dermatologie 2022; 48(05): 195
DOI: 10.1055/a-1767-8007
Derma-Fokus

Auf einen Blick

Maria Peschel
,
Christiane Bayerl
Auf einen Blick

AGEP mit Nieren- und Leberbeteiligung nach Booster-Impfung


Ein 48-jähriger Patient stellte sich 5 Tage nach der dritten COVID-Impfung (Spikevax/Moderna) vor. Innerhalb von 2 Tagen nach Impfung habe sich ein zunehmend juckendes Exanthem und ein Gesichtsödem entwickelt. Wegen Schüttelfrost wurde die stationäre Aufnahme initiiert. Bis auf eine Katzenhaarallergie waren keine Vorerkrankungen bekannt, die 1. und 2. COVID-19-Impfung – ebenfalls mit Spikevax (Moderna) – waren gut vertragen worden. Es zeigte sich ein das gesamte Integument einschließlich Gesichtshaut betreffendes, großflächig konfluierendes, teils pustulöses, teils schuppig besetztes makulöses Exanthem ([Abb. 1], [Abb. 2]). Blut- und Urin-Untersuchungen ergaben zudem eine Nieren- und Leberbeteiligung (Lipase 261 U/l (Norm < 60), GPT 118 U/l (Norm < 50), GRF und Krea normwertig, Urin-Protein +, Urin-Urobilinogen ++). Anhand der klinischen Befunde stellten wir die Diagnose einer Akuten Generalisierten Exanthematösen Pustulose (AGEP) im zeitlichen Zusammenhang mit der dritten (Booster-)Corona-Impfung. Eine systemische Kortisontherapie mit Prednisolon 80 mg 1 × täglich (ca. 1 mg/kg KG) und Clemastin 2 × täglich i. v. wurde bei zögerlichem Ansprechen ergänzt um Mycophenolat-Mofetil 500 mg 4 × täglich. Lokaltherapeutisch kamen steroidale Externa und Pflege zur Anwendung. Aufgrund anfänglich erhöhter Temperatur (> 39,0° C) erhielt der Patient 1-malig Paracetamol (Perfalgan) i. v., Blutkulturen waren steril. Nach einer Woche Aufnahme entließen wir den Patienten in gebesserten Zustand mit bereits beginnender Abschuppung mit 40 mg Prednisolon in ausschleichender Dosierung und Mycophenolat-Mofetil 500 mg 4 × täglich zur Befundkontrolle nach 4 Wochen. Die Pathogenese der AGEP wird im Zusammenhang mit Arzneimittelreaktionen und (seltenener) Virusinfektionen diskutiert [3]. Dafür gab es bei dem hier beschriebenen Patienten keinen Anhalt, sodass der zeitliche Zusammenhang des Auftretens der Hautveränderungen mit der Impfung eine ursächliche Rolle derselben diskutieren lässt.

Zoom Image
Abb. 1 Übersichtsaufnahme. Großflächig konfluierendes, teils pustulöses, teils schuppig besetztes makulöses Exanthem.
Zoom Image
Abb. 2 Detailansicht: Pustulös besetztes, makulöses Exanthem.

Autoren: Dr. Maria Peschel; Prof. Dr. med. Christiane Bayerl, Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken, Hauttumorzentrum Wiesbaden, Ludwig-Erhard-Straße 100, 65199 Wiesbaden, christiane.bayerl@helios-gesundheit.de
Literatur:
[1] Kang S-Y, Park S-Y, Kim J-H et al. COVID-19-vaccine-induced acute generalized exanthematous pustulosis. Korean J Intern Med 2021; 36: 1537–1538
[2] Lospinoso K, Nichols CS, Malachowski SJ et al. A case of severe cutaneous adverse reaction following administration of the Janssen Ad26.COV2.SCOVID-19 vaccine. JAAD Case Reports 2021; 13: 134–137
[3] Vallejo-Yagüe E, Martinez-De la Torre A, Mohamad OS et al. Drug Triggers and Clinic of Acute Generalized Exanthematous Pustulosis (AGEP): A Literature Case Series of 297 Patients. J Clin Med 2022; 13; 11: 397. doi:10.3390/jcm11020397



Publication History

Article published online:
19 May 2022

© 2022. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany