Nuklearmedizin 2022; 61(03): 281
DOI: 10.1055/a-1830-1551
Nachruf

In memoriam

Wolf-Gunter Franke

Am 27. Juli 2021 verstarb Dr. Peter Woller (geb. 3. September 1932) kurz vor Vollendung seines 89. Lebensjahres. Da somit der Zeitraum seines Wirkens in der Nuklearmedizin lange zurückliegt, stehen nur noch wenige seiner Wegbegleiter für Aussagen über seine Leistungen zur Verfügung. Mehr als 100 Publikationen (darunter mehrere Buchbeiträge), die er als Erst- oder Mitautor veröffentlichte, legen jedoch für sein Engagement ein beredtes Zeugnis ab. Er kam aus der Kernphysik als einer der ersten Mitarbeiter in die 1959 gegründete Abteilung für Nuklearmedizin der Klinik für Radiologie an der Medizinischen Akademie Dresden und trug während einer stürmischen Entwicklungsphase der Nuklearmedizin innerhalb seiner fast 30-jährigen Tätigkeit wesentlich zur Entwicklung dieser Einrichtung zur Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Dresden bei.

Vordringliche Hauptaufgabe war infolge von Geräteknappheit zunächst der Aufbau von Mehrdetektor-Funktionsmessplätzen zur routinemäßigen Durchführung verschiedenster nuklearmedizinischer Untersuchungsmethoden und biokinetischer Studien sowie Programmierungen zur Verbesserung der noch wenig entwickelten Bildverarbeitungsverfahren. Intensiv hat er an der Entwicklung von Methoden zur quantitativen Auswertung von Untersuchungsdaten gearbeitet und messtechnische Voraussetzungen für die Einführung neuer kurzlebiger Radiopharmaka, wie z.B. Partikel für die Perfusions- und Ventilationsszintigrafie der Lunge, geschaffen. Sein besonderes Interesse galt der funktionellen Nierendiagnostik. Im Rahmen seiner Promotion zum Dr. rer. nat. konzipierte und entwickelte er einen frei programmierbaren Analogcomputer zur Modellierung der Hippurankinetik. Auf dieser Basis konnten Nephrografiekurven simuliert werden. Er entwickelte ein eigenes Mess- und Auswerteverfahren zur Bestimmung der renalen Clearance mittels Ganzkörpermessung der extrarenalen Aktivität und Ermittlung des Clearancewertes aus einer integralen Beziehung.

Nach Nutzungsmöglichkeit entsprechender Radiopharmaka und geeigneter Messtechnik

stellte er gemeinsam mit Medizinern ein Untersuchungsverfahren zur simultanen Bestimmung des effektiven renalen Plasmastroms und der glomerulären Filtrationsrate vor.

Dr. Woller war besonders befähigt, medizinische Fragestellungen zu erfassen und so bei der Entwicklung neuer Verfahren in echter Teamarbeit mitzuwirken. Eine wesentliche Aufgabe sah er in der Gewinnung medizinischen, aber auch naturwissenschaftlichen Nachwuchses für die Nuklearmedizin sowie in der Aus- und Weiterbildung. In diesem Sinn entstand zusammen mit K. Hennig das Kompendium „Nuklearmedizin – kurz und bündig", ein vor allem bei Medizinstudenten begehrtes Buch, das in mehreren Auflagen erschien.

Sein Einsatz und seine Bestrebungen für die Weiterentwicklung der Nuklearmedizin unterstreichen die Unabdingbarkeit der Zusammenarbeit zwischen Medizinern und Naturwissenschaftlern in diesem Fachgebiet und werden unvergessen bleiben.

Wolf-Gunter Franke, Dresden



Publication History

Article published online:
03 June 2022

© 2022. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany