MSK – Muskuloskelettale Physiotherapie 2022; 26(03): 123
DOI: 10.1055/a-1858-7860
Forschung kompakt

Shared Decision Making: die Rolle der Patient*innen

In den westlichen Gesundheitssystemen hat sich das Shared Decision Making (SDM) für die Entscheidungsfindung im klinischen Umfeld durchgesetzt. Eines der wichtigsten Merkmale der patientenzentrierten Versorgung ist die aktive Beteiligung der Patient*innen, wobei ihr Beitrag beim SDM bislang unzureichend untersucht ist.

Aus diesem Grund analysierten die Autor*innen die Transkripte von 22 Konsultationen zwischen Allgemeinärztinnen/-ärzten und Patient*innen in England. Sie fanden heraus, dass trotz der Individualität der Patient*innen die Gespräche nach bestimmten Mustern verlaufen: Patient*innen lehnen Maßnahmen (insbesondere medizinische Behandlungen) häufiger ab als sie diese vorschlagen. Wenn sie Maßnahmen vorschlagen, dann in der Regel indirekt, oft in abgeschwächter Form und mit abschwächendem Tonfall. Wenn sie direkt dazu aufgefordert werden, unterlassen sie es oft, eine Maßnahme vorzuschlagen. Wenn sie erklären, warum sie etwas vorschlagen oder ablehnen, offenbaren sie ihre Werte. Das Rollenverhalten der Patient*innen ändert sich im Laufe der Konsultationen. In den abschließenden Momenten der Entscheidungsprozesse neigen die Patient*innen dazu, die Kontrolle an die Ärztin oder den Arzt abzugeben.

Kliniker*innen sollten daher während der gesamten Konsultation auf die Art und Weise achten, in der Patient*innen sich in die Entscheidungsfindung einbringen wollen. Sie sollten sich außerdem darüber bewusst sein, dass ihre institutionelle Position das Handeln der Patient*innen beeinflussen kann.

Arne Vielitz



Publication History

Article published online:
19 July 2022

© 2022. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany