NOTARZT 2023; 39(01): 37-46
DOI: 10.1055/a-1910-4518
CME-Fortbildung

Unkontrollierbare Blutungen prähospital – Retten Blutprodukte Leben?

Uncontrollable Bleeding in the prehospital Setting - Do Blood Products save Lives?
Armin Krösbacher
1   Univ. Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin, Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich (Ringgold ID: RIN27280)
,
Dietmar Fries
1   Univ. Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin, Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich (Ringgold ID: RIN27280)
,
Markus Thaler
1   Univ. Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin, Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich (Ringgold ID: RIN27280)
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Die unkontrollierbare Blutung stellt uns aufgrund begrenzter Therapieoptionen und einer hohen Letalität prähospital vor große Herausforderungen. In den letzten Jahren wird die Transfusion allogener Blutprodukte immer beliebter. Diese CME-Fortbildung soll anhand eines fiktiven Fallbeispiels die möglichen Therapieoptionen kritisch beleuchten.

Abstract

Uncontrollable haemorrhage in prehospital settings presents us with major challenges due to limited therapeutic options and high mortality. In recent years, transfusion of allogeneic blood products has become increasingly popular. This article aims to critically examine the possible therapeutic options based on a fictitious case study.

Kernaussagen
  • Die Diagnose einer inneren Blutung ist nicht immer einfach und kann oft nur durch sorgfältige Untersuchung erfolgen. Ultraschall und BGA können ein erweitertes sinnvolles Diagnosetool in diesem Zusammenhang sein.

  • Konventionelle Maßnahmen wie äußere Blutstillung, Wärmeerhalt und rationale Flüssigkeitstherapie sollten priorisiert durchgeführt werden.

  • Eine innere Blutung kann nur in einem geeigneten Krankenhaus kausal therapiert werden. Ein rascher Transport muss oberste Priorität haben.

  • Die prähospitale Transfusion von EKs ist logistisch sehr aufwendig und teuer. Der wissenschaftliche Beweis für die Effektivität dieser Maßnahme ist ausstehend.

  • In den Studien zur prähospitalen Transfusion von EKs wurden die empfohlenen Transfusionsgrenzen fast nie eingehalten.

  • Auch für die prähospitale Therapie mit Plasma gibt es keine wissenschaftliche Evidenz.

  • Künftig könnte die Therapie mit Fibrinogen prähospital eine wichtige Rolle einnehmen.

  • Die Transfusion von Blut- und Blutprodukten stellt nur im Ausnahmefall, z. B. bei sehr langen Transportzeiten in ein geeignetes Krankenhaus, einen rationalen Vorteil dar. Der logistische und finanzielle Aufwand hierfür ist sehr hoch.



Publication History

Article published online:
16 February 2023

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