Neurologie up2date 2022; 05(04): 301-319
DOI: 10.1055/a-1956-2348
Zerebrovaskuläre Erkrankungen

Diagnostik und Differenzialdiagnosen der nicht traumatischen Subarachnoidalblutung

Gernot Schulte-Altedorneburg

Widmung

Diese Arbeit ist Herrn Univ.-Prof. Dr. med. Hartmut Brückmann, ehemaliger Direktor der Abteilung für Neuroradiologie am Klinikum München-Großhadern der LMU München, zum 70. Geburtstag gewidmet.

Die nicht traumatische Subarachnoidalblutung (SAB) ist meist auf die Ruptur eines intrakraniellen Aneurysmas zurückzuführen. Aber es gibt weitere, sehr unterschiedliche Erkrankungen, die mögliche Differenzialdiagnosen sind. Sie richtig zu diagnostizieren, ist alleine schon von Relevanz, weil sich Ätiologie, Behandlung, Komplikationen, Prognose und sogar die Folgebildgebung unterscheiden.

Kernaussagen
  • Die nicht traumatische SAB hat in Mitteleuropa eine Inzidenz von rund 6–9 auf 100000 Personen. Die aneurysmabedingte SAB ist hierbei mit >80% die häufigste Entität.

  • Durch die vermehrte und verbesserte MR-Diagnostik vor allem mit T2*- und SWI-Sequenzen werden auch seltenere Entitäten älterer subarachnoidaler Blutablagerungen häufiger entdeckt.

  • Anhand des CT-/MRT-Musters der subarachnoidalen Blutverteilung (diffus, perimesenzephal, kortikal) ist eine grobe Einordnung der zugrunde liegenden Ursache möglich. Die sorgfältige Anamneseerhebung hat eine noch zentralere Bedeutung.

  • Es gibt eine Reihe von CT-Artefakten, die eine SAB vortäuschen können: Aufhärtungsartefakte nahe der Schädelbasis, Hämatokriterhöhungen, Bewegungsartefakte, Pseudo-SAB durch intrakranielle Hypotension oder durch Zuschwellen der Zisternen.

  • Die perimesenzephale SAB ohne Aneurysmanachweis hat eine deutliche bessere Prognose als die diffuse SAB.

  • Die fokale, auf 1–3 Sulci beschränkte SAB ist das bildmorphologische Korrelat transienter fokaler neurologischer Episoden, die nicht mit der viel häufigeren TIA verwechselt werden dürfen.

  • Das RVCS und das PRES sind seltene Erkrankungen, die mit einer SAB einhergehen können. Während beim RCVS die bilateralen Kalibersprünge der Hirnarterien pathognomonisch sind, sind die parietookzipitalen oder frontoparietalen T2/FLAIR-Hyperintensitäten beim PRES als Korrelat des vasogenen Ödems typische, aber nicht spezifische MRT-Veränderungen.

  • Die intrazerebrale und/oder subarachnoidale Blutung ist neben epileptischen Anfällen die häufigste Erstmanifestation einer AVM oder einer dAVF.



Publication History

Article published online:
02 December 2022

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